Dresden (dpa) - Hilke Wagner war Direktorin des Kunstvereins Braunschweig, ab 1. November leitet die 42-Jährige das Albertinum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). Über ihre Ideen für das Haus der Moderne sprach sie mit der Nachrichtenagentur dpa.
Was bedeutet Ihr Wechsel von einem Kunstverein zum Museum?
Es ist eine Herausforderung, vor der ich den gebührenden Respekt habe. Aber fühle mich bereit. Kunstvereine sind im Ausstellungsgefüge das vielleicht schwierigste Feld, ich habe in den letzten Jahren viel gelernt, das auch für meine künftige Arbeit relevant sein wird: Gelder zu beschaffen, ein Haus zu managen und - last but not least - Menschen für Kunst zu begeistern!
Das Albertinum ist ein Haus der Moderne mit älteren Beständen. Wie ist Ihr Konzept dafür?
Es gilt, es als Museum der Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts als Marke überregional und international, aber auch lokal zu profilieren und im Bewusstsein zu verankern. Der Bereich der Gegenwartskunst muss weiter ausgebaut werden. Die Sammlung verfügt über bedeutende Werke der Gegenwart, allen voran natürlich Baselitz und Richter, aber ein lebendiges Museum darf sich der aktuellsten Kunst nicht verschließen. Es ist mir bewusst, dass Gegenwartskunst in einer traditionsverbundenen Stadt wie Dresden immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Und da kommt die Kunstvermittlung ins Spiel: nicht frontale Wissensvermittlung oder klassische Kunstpädagogik - vielmehr ist es mir wichtig zu zeigen, dass Kunst sehr viel mit unserer Lebenswirklichkeit zu tun haben und uns immer wieder neu herausfordern kann.
Sie haben angekündigt, auch die Forschung zu forcieren. Was planen Sie da?
Die enge Kooperation mit den Restauratoren der Hochschule für Bildende Künste soll weitergehen. Auch die Spitzenposition der Kunstsammlungen in der Provenienzforschung ist eine Aufgabe. Mein persönliches Steckenpferd ist der Transfer Naturwissenschaft-Kunst. Das birgt Potenzial, ganz anderes Publikum zu gewinnen, auch in Zusammenarbeit mit der TU und anderen Museen der SKD. Insgesamt ist mir der Blick über den Tellerrand, das heißt der Austausch mit anderen Disziplinen, überaus wichtig, denn über die Kunst müssen relevante Fragen gestellt werden. Kunst ist die letzte Bastion freien Denkens, sie hilft uns querzudenken.
Wie wollen Sie das Albertinum zu einem Magneten auch für die Dresdner machen?
Drei Dinge sind mir wichtig: Die Identifikation mit dem Haus, da will ich mit mehr Offenheit alle Dresdner erreichen. Bei Kindern muss der Aufbau einer Hemmschwelle durch frühe Anbindung verhindert werden. Auch mit neuen, näheren Blicken auf einzelne Werke der Sammlung, die ihnen gut bekannt sind. Das hat mit Dix' Kriegs-Triptychon ja gut funktioniert. Und ich möchte Künstler, die ihre Wurzeln in Sachsen haben, an das Museum binden, nicht nur über Ankäufe. Nach dem Motto: von Dresden in die Welt! (Interview: Simona Block, dpa )
ZUR PERSON: Hilke Wagner stammt aus Kassel. Die 42-Jährige war zuletzt Chefin des Kunstvereins Braunschweig, der sich unter ihrer Leitung zu einem der erfolgreichsten bundesweit entwickelte. Die Kunsthistorikerin ist mit einem Journalisten verheiratet.
Was bedeutet Ihr Wechsel von einem Kunstverein zum Museum?
Es ist eine Herausforderung, vor der ich den gebührenden Respekt habe. Aber fühle mich bereit. Kunstvereine sind im Ausstellungsgefüge das vielleicht schwierigste Feld, ich habe in den letzten Jahren viel gelernt, das auch für meine künftige Arbeit relevant sein wird: Gelder zu beschaffen, ein Haus zu managen und - last but not least - Menschen für Kunst zu begeistern!
Das Albertinum ist ein Haus der Moderne mit älteren Beständen. Wie ist Ihr Konzept dafür?
Es gilt, es als Museum der Kunst des 19. bis 21. Jahrhunderts als Marke überregional und international, aber auch lokal zu profilieren und im Bewusstsein zu verankern. Der Bereich der Gegenwartskunst muss weiter ausgebaut werden. Die Sammlung verfügt über bedeutende Werke der Gegenwart, allen voran natürlich Baselitz und Richter, aber ein lebendiges Museum darf sich der aktuellsten Kunst nicht verschließen. Es ist mir bewusst, dass Gegenwartskunst in einer traditionsverbundenen Stadt wie Dresden immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat. Und da kommt die Kunstvermittlung ins Spiel: nicht frontale Wissensvermittlung oder klassische Kunstpädagogik - vielmehr ist es mir wichtig zu zeigen, dass Kunst sehr viel mit unserer Lebenswirklichkeit zu tun haben und uns immer wieder neu herausfordern kann.
Sie haben angekündigt, auch die Forschung zu forcieren. Was planen Sie da?
Die enge Kooperation mit den Restauratoren der Hochschule für Bildende Künste soll weitergehen. Auch die Spitzenposition der Kunstsammlungen in der Provenienzforschung ist eine Aufgabe. Mein persönliches Steckenpferd ist der Transfer Naturwissenschaft-Kunst. Das birgt Potenzial, ganz anderes Publikum zu gewinnen, auch in Zusammenarbeit mit der TU und anderen Museen der SKD. Insgesamt ist mir der Blick über den Tellerrand, das heißt der Austausch mit anderen Disziplinen, überaus wichtig, denn über die Kunst müssen relevante Fragen gestellt werden. Kunst ist die letzte Bastion freien Denkens, sie hilft uns querzudenken.
Wie wollen Sie das Albertinum zu einem Magneten auch für die Dresdner machen?
Drei Dinge sind mir wichtig: Die Identifikation mit dem Haus, da will ich mit mehr Offenheit alle Dresdner erreichen. Bei Kindern muss der Aufbau einer Hemmschwelle durch frühe Anbindung verhindert werden. Auch mit neuen, näheren Blicken auf einzelne Werke der Sammlung, die ihnen gut bekannt sind. Das hat mit Dix' Kriegs-Triptychon ja gut funktioniert. Und ich möchte Künstler, die ihre Wurzeln in Sachsen haben, an das Museum binden, nicht nur über Ankäufe. Nach dem Motto: von Dresden in die Welt! (Interview: Simona Block, dpa )
ZUR PERSON: Hilke Wagner stammt aus Kassel. Die 42-Jährige war zuletzt Chefin des Kunstvereins Braunschweig, der sich unter ihrer Leitung zu einem der erfolgreichsten bundesweit entwickelte. Die Kunsthistorikerin ist mit einem Journalisten verheiratet.