Er hatte schon zu Lebzeiten vorgesorgt. Im Jahr 2008 ließ F. C. Gundlach sein Mausoleum auf dem Friedhof in Hamburg-Ohlsdorf bauen, einen Betonkubus von drei Metern Kantenlänge. Ein in den Beton eingearbeitetes Modefoto von 1966 weist auf die Berufung des nun Verstorbenen hin, es zeigt zwei Badekappenträgerinnen vor den Pyramiden von Gizeh, eines der ikonischen Werke von Gundlach. Er war ein Meister der Inszenierung - nicht nur mit der Kamera. Profundes Wissen und Weitblick bewies Gundlach auch als Unternehmer, Galerist, Sammler und Kurator.
Als Zehnjähriger hatte Franz Christian Gundlach, 1926 im hessischen Heinebach geboren, eine Agfa-Box-Kamera geschenkt bekommen. Die Leidenschaft war geweckt. Nach dem Krieg – in dem er noch als Luftwaffenhelfer einrücken musste – lernte er das Fotografenhandwerk in allen Facetten. Als Assistent kommt er 1950 erstmals nach Paris, die Stadt, sagte Gundlach einmal, "hat sich von allein fotografiert". Zunächst veröffentlichte er Theater- und Filmreportagen in verschiedenen Magazinen. Dass der Freiberufler schließlich zur Mode kam, dürfte auch mit Paris zusammenhängen, und dem "New Look", den Christian Dior ab den späten 1940ern dort kreierte.
1953 begann Gundlach damit, Modestrecken im journalistischen Stil zu fotografieren, als er die ersten Aufträge für die Hamburger Zeitschrift "Film und Frau" bekam. Später reiste er auch für den "Stern", für "Annabelle", "Twen" und mit Exklusiv-Vertrag für "Brigitte" (1963 bis 1983) an exotische Reiseziele, von denen sein Publikum nur träumen konnte.
"Ich habe Dir so viel zu verdanken, mir fehlen die Worte"
Ende der 1960er gründet er das Dienstleistungsunternehmen Professional Photo Service (PPS), um die Infrastruktur für professionelle Fotografinnen und Fotografen in Deutschland zu verbessern. 1975 erweitert er das Unternehmen um die PPS. Galerie F.C. Gundlach, eine der ersten auf Fotografie spezialisierten deutschen Galerien. Bis 1992 präsentiert er dort über 100 Ausstellungen, etwa von Irving Penn, Robert Mapplethorpe, Martin Kippenberger, Nan Goldin oder Wolfgang Tillmans. Als Sammler fokussiert Gundlach auf den Blick der Fotografie auf den Menschen. Um seine umfangreiche Sammlung und sein eigenes Werk auf Dauer zu sichern und "Fotografie als Kulturgut" im Allgemeinen zu fördern, gründet der Fotograf im Jahr 2000 die Stiftung F.C. Gundlach. Seine mehr als 1000 Werke starke Kollektion "Das Bild des Menschen in der Photographie" geht wenig später als Dauerleihgabe ans neu geschaffene Haus der Photograpie in den Hamburger Deichtorhallen, als dessen Gründungdirektor Gundlach zwischen 2003 und 2005 firmiert.
Es sei ihm nie besonders leicht gefallen, sich von Dingen zu trennen, sagte Gundlach vor einigen Jahren in einem "Taz"-Interview, "Aber wenn ich es getan habe, ist es endgültig. Es war gut, meine Galerie abzugeben, als es mir zu viel wurde. Und es war gut, Ende der 80er Jahre mit Fotografieren aufzuhören, als ich merkte, dass mir das Medium mit der Digitalisierung fremd werden würde." Am vergangenen Freitag ist F. C. Gundlach in seiner Wahlheimat Hamburg gestorben, nur eine Woche nach seinem 95. Geburtstag. Zu den vielen jungen Talenten, die er unterstützte, zählte Andreas Mühe, der auf Facebook schrieb: "16. Juli 1926 – 23. Juli 2021.: F. C. Gundlach, herzlichen Dank! Ich habe Dir so viel zu verdanken, mir fehlen die Worte."
Auf dem Ohlsdorfer Friedhof, auf dem das Grabmal ja schon steht, soll es eine große Trauerfeier geben – für einen bedeutenden Fotografen, der sich wie wenige andere für sein Medium engagiert hat.