Friedrichshafen (dpa) - Mit einem schlichten «gefällt mir» gibt sich Kulturwissenschaftler Martin Tröndle nicht zufrieden. Er wollte genau wissen, was in Museumsbesuchern vorgeht. Dafür maß der Juniorprofessor der Zeppelin Universität in Friedrichshafen ihre Herzfrequenz, die Leitfähigkeit ihrer Haut und ihre Gehwege bei der Begegnung mit Kunst. «Viele Grundannahmen im Museumsbetrieb, die bis heute gelten, sind kaum haltbar», zog er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa sein Resümee.
So handelten viele Museen nach der Devise: Je mehr Besucher, desto besser die Ausstellung. Seine Untersuchung habe aber bestätigt, dass Kunstbesucher Ruhe brauchen, sagt Tröndle. «Menschen, die sich beim Betrachten der Werke unterhalten, bekommen signifikant weniger davon mit.» Viele Museen müssten deshalb ihre Konzeptionen neu überdenken. «Einerseits müssen sie dem sozialen Bedürfnis der Besucher gerecht werden, andererseits aber auch den Werken zu ihrer Wirkung verhelfen.»
Als gelungenes Beispiel nannte der Wissenschaftler den Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate auf der Biennale in Venedig 2011: «Der Kurator Vasif Kortun hatte ein kluges Design umgesetzt.» Er sorgte mit Trennwänden zwischen den Kunstwerken dafür, dass die Aufmerksamkeit der Besucher viel stärker auf das einzelne Kunstwerk gelenkt wurde. Das seien die Anfänge für das Museum der Zukunft. «Es muss darum gehen, wie man die Ökonomie der Aufmerksamkeit im Museum des 21. Jahrhunderts neu organisiert.»
Tröndles Untersuchungen räumen auch mit einem anderen Vorurteil auf: Dass Kunst nur von denen genossen werden kann, die etwas davon verstehen. Das sei nur bedingt richtig, stellt der 40-Jährige klar. «Das Vorwissen hat einen deutlich geringeren Einfluss auf das Kunsterleben als angenommen. Der wenig Wissende erfährt Kunst sehr ähnlich wie der Kenner.»
Für seine Forschung hatte Tröndle im Jahr 2009 mit einem internationalen Team 576 Besucher des Kunstmuseums St. Gallen befragt und mit Datenhandschuhen ausgestattet, die verschiedene Körperfunktionen aufzeichneten. «Dadurch können wir genau nachvollziehen, welche körperliche Auswirkung Kunst auf den Menschen hat», erläuterte der Wissenschaftler.
Im Schnitt bleibe der Betrachter elf Sekunden vor einem Werk stehen. Einzelne Werke seien allerdings besonders anziehend. So löste beispielsweise das Werk «Campbell Soup» von Andy Warhol ein regelrechtes Feuerwerk bei den Besuchern in St. Gallen aus - «das waren ausschlagende physiologische Reaktionen.» Die Auswertung der Messungen dauerte, bedingt durch die schiere Datenmenge, fast drei Jahre.
So handelten viele Museen nach der Devise: Je mehr Besucher, desto besser die Ausstellung. Seine Untersuchung habe aber bestätigt, dass Kunstbesucher Ruhe brauchen, sagt Tröndle. «Menschen, die sich beim Betrachten der Werke unterhalten, bekommen signifikant weniger davon mit.» Viele Museen müssten deshalb ihre Konzeptionen neu überdenken. «Einerseits müssen sie dem sozialen Bedürfnis der Besucher gerecht werden, andererseits aber auch den Werken zu ihrer Wirkung verhelfen.»
Als gelungenes Beispiel nannte der Wissenschaftler den Pavillon der Vereinigten Arabischen Emirate auf der Biennale in Venedig 2011: «Der Kurator Vasif Kortun hatte ein kluges Design umgesetzt.» Er sorgte mit Trennwänden zwischen den Kunstwerken dafür, dass die Aufmerksamkeit der Besucher viel stärker auf das einzelne Kunstwerk gelenkt wurde. Das seien die Anfänge für das Museum der Zukunft. «Es muss darum gehen, wie man die Ökonomie der Aufmerksamkeit im Museum des 21. Jahrhunderts neu organisiert.»
Tröndles Untersuchungen räumen auch mit einem anderen Vorurteil auf: Dass Kunst nur von denen genossen werden kann, die etwas davon verstehen. Das sei nur bedingt richtig, stellt der 40-Jährige klar. «Das Vorwissen hat einen deutlich geringeren Einfluss auf das Kunsterleben als angenommen. Der wenig Wissende erfährt Kunst sehr ähnlich wie der Kenner.»
Für seine Forschung hatte Tröndle im Jahr 2009 mit einem internationalen Team 576 Besucher des Kunstmuseums St. Gallen befragt und mit Datenhandschuhen ausgestattet, die verschiedene Körperfunktionen aufzeichneten. «Dadurch können wir genau nachvollziehen, welche körperliche Auswirkung Kunst auf den Menschen hat», erläuterte der Wissenschaftler.
Im Schnitt bleibe der Betrachter elf Sekunden vor einem Werk stehen. Einzelne Werke seien allerdings besonders anziehend. So löste beispielsweise das Werk «Campbell Soup» von Andy Warhol ein regelrechtes Feuerwerk bei den Besuchern in St. Gallen aus - «das waren ausschlagende physiologische Reaktionen.» Die Auswertung der Messungen dauerte, bedingt durch die schiere Datenmenge, fast drei Jahre.