Aufgrund steigender Infektionszahlen in Deutschland haben sich Bund und Länder am gestrigen Mittwoch auf schärfere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geeinigt. Diese treten am Montag, 2. November, in Kraft und bedeuten auch für die Kulturbranche erneute Schließungen bis mindestens Ende November. In der Erklärung zu den Beschlüssen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten ausgehandelt hat, hieß es zunächst, dass "Freizeiteinrichtungen" wie Kinos, Theater und Opernhäuser ihren Betrieb einstellen sollen. Auch Messen sollen nicht stattfinden - was das Ende der Art Cologne bedeuten dürfte, die vom 18. bis 22. November in Köln geplant ist.
Verwirrung gab es am Abend um die Regeln für Museen, da diese im offiziellen Statement zu den Maßnahmen nicht explizit erwähnt wurden. Auf Monopol-Nachfrage hieß es vom Deutschen Museumsbund, dass man davon ausgehe, mitgemeint zu sein und nun auf die Umsetzung der einzelnen Länder warte. In den ersten veröffentlichen Beschlüssen, zum Beispiel in Baden-Württemberg, sind Museen nun ausdrücklich als Institutionen aufgeführt, die schließen müssen. Die bayerischen Museen hingegen wussten bis Donnerstagmittag weiterhin nicht, ob sie schließen müssen oder nicht.
Für die vorübergehende Schließung von Museen wegen der Corona-Pandemie fordert der Museumsbund einen finanziellen Ausgleich. "Auch Museen arbeiten wirtschaftlich, es gibt zudem viele private und vereinsgeführte Museen, die laufende Kosten haben", sagte der Präsident Eckart Köhne am Donnerstag der dpa in Karlsruhe. Er wies darauf hin, dass Museen freie Mitarbeiter und Solo-Selbstständige beschäftigen. "Da sehen wir uns als Museen genauso wie Wirtschaftsunternehmen." Bei den von der öffentlichen Hand getragenen Museen sei der Appell, dafür zu sorgen, dass es nicht mittel- und langfristig zu Problemen komme. Es werde alle Anstrengungen brauchen, nach der Krise wieder ein geregeltes gesellschaftliches Leben möglich zu machen, sagte Köhne. "Die Museen sind ein unverzichtbarer Bestandteil, und es kann nicht sein, dass nach Corona auch noch eine Sparwelle auf uns zukommt."
Galerien bleiben als Teil des Einzelhandels wohl weiterhin geöffnet, allerdings wurde für Ladenlokale eine Obergrenze von einer Person pro zehn Quadratmetern Fläche beschlossen.
Mehrere Kulturverbände haben die geplanten Schließungen von Kunstorten kritisiert. "Wir haben überhaupt kein Verständnis mehr für das ständige Auf und Ab der ergriffenen Maßnahmen", teilte der Hauptverband Deutscher Filmtheater (HDF Kino) mit. Seit Monaten arbeiteten die Kinos mit detaillierten Sicherheitskonzepten, großen Räumen, modernen Belüftungsanlagen und einer geringeren Auslastung. Bereits im Frühjahr waren Kultureinrichtungen wochenlang geschlossen gewesen. Mehrere Verbände halten es für unverhältnismäßig, dass ihre Häuser trotz Hygienekonzepten nun wieder dichtmachen sollen. Es gebe bisher "keine gemeldeten Fälle von Museen als Infektions-Hotspots", hatte etwa der Deutsche Museumsbund vor den Beratungen mitgeteilt. Der Direktor des Dresdner Hygiene-Museums Klaus Vogel hatte am gestrigen Mittwoch gesagt, er halte Museen für sicherer als S-Bahnen oder Einkauszentren.
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Über den erneuten Lockdown und die Folgen spricht auch Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr im Radio bei Detektor FM. Dabei geht es um die Konsequenzen für eine sowieso schon gebeutelte Branche und vorsichtige Blicke nach vorn. Hier zum Nachhören: