Noch immer wird die öffentliche Diskussion über die Documenta 15 vom Antisemitismus-Skandal beherrscht, doch es gibt auch andere Aspekte der Weltkunstschau in Kassel, die sich zu betrachten lohnen. In der neuen Folge des Monopol-Podcasts "Kunst und Leben" beschäftigen wir uns mit dem Wirtschaftsmodell der Ausstellung. Denn zum Lumbung-Konzept des Kuratorenkollektivs Ruangrupa gehört auch eine Idee des Kunstmarkts, die auf solidarische Konzepte setzt und sich vom traditionellen westlichen Galerienmodell stark unterscheidet.
Zwar hat sich an der grundsätzlichen Finanzierung der Documenta aus öffentlichen Geldern, Sponsoring und Ticketverkauf nichts geändert, anders ist vielmehr, wie Ruangrupa und ihre eingeladenen Künstlerinnen und Künstler das Geld eingesetzt haben. Ein Teil des Budgets wurde anfangs zwischen den 14 internationalen Kollektiven gesplittet, die den Kern des kollaborativen Lumbung-Prinzips bilden. Diese konnten mit ihren Budgets weitere Kunstschaffende einladen, die in Kleingruppen – sogenannten Mini-Majelis – organisiert wurden. Innerhalb dieser Wahlfamilien wurde das Geld selbstbestimmt verteilt.
Laut Artistic Team der Documenta ging es dabei nicht nur um klassische Produktionsbudgets, sondern auch um Mittel, um längerfristig das Fortbestehen der Kollektive in ihren Heimatorten zu sichern. Die Künstlerinnen und Künstler wüssten am besten, was sie brauchten, hieß es von Ruangrupa immer wieder. Außerdem gab es das sogenannte "Seed Money", das für den Lebensunterhalt benutzt werden konnte.
Solidarität statt Profit - wie kann das gehen?
Die meisten Künstlerinnen und Künstler, die auf der D15 ausstellen, haben keine Galerievertretung, deshalb soll auch das Verkaufen von Kunst anders gedacht werden. Zusammen mit der Plattform The Artists hat die Documenta einen Verein gegründet und die sogenannte Lumbung Gallery aufgebaut. In dieser soll solidarisch gewirtschaftet und ein Teil des Erlöses in einen Gemeinschaftstopf eingezahlt werden, von dem alle profitieren. Außerdem soll die Preisgestaltung transparent sein und es sollen auch die Akteurinnen und Akteure profitieren, die sonst keinen Zugang zum klassischen Kunstmarkt haben.
Was das Wegweisende daran ist und ob das Vorhaben funktionieren kann, bespricht Moderatorin Sara Steinert mit Monopol-Redakteurin Saskia Trebing. Außerdem kommt der Jurist Martin Heller von der Plattform The Artists zu Wort. Er berichtet aus der Praxis der Lumbung Gallery und erzählt von Herausforderungen, kollektiver Entscheidungsfindung und den Reaktionen von Künstler- und Sammlerschaft.
"Kunst und Leben" ist ein Kunst- und Kulturpodcast von Monopol in Kooperation mit Detektor FM. Monopol-Redakteurinnen und Redakteure sprechen zweimal im Monat über alles, was die Kunstwelt bewegt, schauen hinter die Kulissen, lassen Künstlerinnen und Künstler zu Wort kommen und erfahren Exklusives zu ihren Arbeiten und Perspektiven.
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