Kochkolumne von Mohamed Amjahid

Öliges Huhn als Kitt der Gesellschaft

Die Kunst der Kochbanane: Sollte jeder mal ausprobieren, findet Mohamed Amjahid
Foto: Mohamed Amjahid

Die Kunst der Kochbanane: Sollte jeder mal ausprobieren, findet Mohamed Amjahid

Unser Kolumnist erklärt diesmal, was die Berliner Silvesterdebatte mit frittiertem Hühnchen zu tun hat und warum das fettige Fast Food alle zusammenbringt. Außerdem: ein Plädoyer für die Kochbanane als Chicken-Alternative

Das Lustigste an dieser öden Silvesterdebatte – Sie wissen schon, wo die Mohameds angeblich zu Tausenden auf die Polizei wegen Freiheit und so mit Böllern geschossen haben sollen – war nicht die Tatsache, dass – wie erwartet – die Zahlen der Sicherheitsbehörden zu den Angriffen im Nachhinein stark nach unten korrigiert werden mussten. Nein, das Lustigste – fand ich zumindest – war die herzliche Einladung von Fast-Food-Restaurant-Besitzern auf der Neuköllner Sonnenallee, auch bekannt als Araberstraße. So konnten auch Beamte der Polizei dort für zwei Tage und für einen symbolischen Euro deep fried chicken abholen. So sind wir halt, gut erzogen und immer freundlich: Wir werden als Ausländer beschimpft, von Polizeigewerkschaftlern und Politikern wochenlang rassistisch angegangen, von ekelhaft-rechten Talkshowgästen und rechtsextremen Medien – auch bekannt als braune Sauce – entmenschlicht, dann laden wir aber alle brav zum Essen ein. Auf eine friedliche Koexistenz!

Überhaupt ist öliges Huhn der Kitt dieser Gesellschaft. Gehen Sie mal kurz nach Sonnenuntergang auf die Sonnenallee. Geduldig stehen da die Harrys in ihren Uniformen hinter den Mohameds und Gentri-Hipster-DJs in der Schlange und warten auf "Spar-Menü-Kombo F2": Vier panierte und frittierte Teile vom Hähnchen, Knoblauchpaste, zuckriger Krautsalat, Pommes und eine aus Polen illegal importierte Dose Cola ohne Pfand.

Die Polizei liebt es anscheinend, nach Clan-Razzien in Neukölln, bei denen neben pfandfreien Dosen meist nicht viel gefunden wird, sich die Finger noch dreckiger zu machen. Im Arabischen sagt man anstatt "guten Appetit" die Worte "mit Gesundheit", obwohl das bei den Cholesterin-Werten nach zu viel frittiertem Chicken eigentlich nicht passt.

Kochbanane als Küchen-Placebo

Plantains werden vielerorts auch gerne frittiert. Überhaupt sollte die Kochbanane öfter auf unseren Speiseplan landen. In tropischen Regionen Amerikas, Asiens und Afrikas ist sie immerhin ein Grundnahrungsmittel. Sie ist natürlich süß, lässt sich aber deftig zubereiten und ist sehr gesund. Okay, ich muss als Journalist ehrlich bleiben: Ich habe nicht nachgeschaut, ob sie wirklich gesund ist, damit ich den Placebo-Effekt beim Verzehr beibehalten kann. Zu meiner Verteidigung: Ich backe die Kochbananenscheiben lieber im Ofen. Sie werden so bekömmlicher, eine leckere Light-Version, wenn man will.

Und einfach geht das auch: So viel Kochbananen wie man halt möchte in fingerdicke, schräge Scheiben schneiden, in Olivenöl von allen Seiten tunken, mit grobem Salz und Pfeffer würzen und auf ein mit Backpapier belegtes Backblech oder eine große Auflaufform einzeln, nebeneinander und geordnet platzieren. So wie eine Hundertschaft von Harrys in der Schlange auf ihrem Weg zum Tresen des Chicken-Ladens. Je nach Ofen müssen die Plantain-Scheiben 20 bis 25 Minuten bei 180 Grad backen. Ich habe sie zwischendurch aufwendig einzeln gewendet, damit sie von allen Seiten schön karamellisieren, knusprig werden und innen soft bleiben.

Diese gebackenen Plaintains eigenen sich gut als Snack zwischendurch oder als Star-Beilage zu deftigen Gerichten. Ich habe sie zu gebackenen Süßkartoffeln mit Oliventapenade und selbst gemachtem Kräuterjoghurt gereicht. Zu deep fried chicken passen sie aber auch.