Für sein Online-Portfolio hat der Künstler Michael Riedel die Monopol-Website durcheinandergewirbelt
Künstlerwebsites können zuweilen eine ziemlich dröge und selbstdarstellerische Angelegenheit sein. Michael Riedel zeigt, wie man es besser macht: Seine Website ist so aufregend gestaltet, dass man gar nicht mehr aufhören will, sich durch sie hindurchzuklicken. In seinen Arbeiten dekonstruiert der Konzeptkünstler Sprache und Schrift und setzt sich mit den Codes der Kunstsystems auseinander. Bei ihm wird die Portfolio-Website zum künstlerischen Medium: In typischer Riedel-Manier zersetzt er die Textblöcke verschiedener Webseiten, die sich mit ihm und seinem Werk beschäftigen.
Schief und überlappend hängen die Textblöcke und Interface-Elemente übereinander. Klickt man auf eines der Icons, landet man auf der nächste Webseite, die ebenfalls so aussieht, als habe man sie einmal kräftig durchgeschüttelt: Die "Stellungnahme zu Cookies" unter Riedels Wikipedia-Eintrag führt zu seiner Professorenseite Hochschule für Grafik und Buchkunst und ein Klick auf das kopfüberstehende Youtube-Icon des MoMA führt zum Palais de Tokyo. Begleitet von computergenerierten Stimmen, die verschiedene Sound-Pieces vortragen, blättert man sich durch den Content-Limbus wie durch ein Buch.
Unter den dysfunktionalen Inhalten ist auch ein Monopol-Interview, in dem sich der Künstler mit Sarah Alberti über seinen Abgang von David Zwirner, seine Lehrtätigkeit an der Hochschule für Grafik und Buchkunst leipzig und seine eigene Riedel-Währung im Euroschein-Format unterhält. Leserlich sind Riedels Aussagen auf seiner Website zwar nicht mehr, dafür bekommt man aber beim Klick auf die Artikelfotos in schwindelerregendem Tempo einen Binärcode vorgelesen.