Mitte der 70er-Jahre zogen Jack Goldstein, David Salle, Troy Brauntuch, James Welling und Matt Mulican, Absolventen des California Institute of Arts (CalArts), nach New York, wo diese Gruppe an zwei epochemachenden Ausstellungen teilnahm. 1977 zeigte Helene Winer in ihrer alternativen Galerie Artists Space die Ausstellung "Pictures". Drei Jahre später eröffnete Winer gemeinsam mit Janelle Reiring, vormals Angestellte bei der Leo Castelli Gallery, dann in SoHo die Galerie Metro Pictures: mit Goldstein, Brauntuch, Welling, Laurie Simmons und Sherrie Levine, außerdem mit Werken des jungen Künstlerpaares Robert Longo und Cindy Sherman, die aus dem nördlichen Buffalo nach New York gezogen waren, und von Richard Prince, von dem niemand so genau wusste, woher er kam. Die "Pictures"-Generation war geboren, eine der bis heute einflussreichsten amerikanischen Kunstbewegungen.
Was die "Pictures"-Generation bei aller Verschiedenheit der einzelnen Positionen ausmachte, war, dass sie bereits existierende Bilder zum Ausgangspunkt ihrer Kunst machte. Dies war die erste Generation von Künstlerinnen und Künstlern, die eine von Hollywood, dem Fernsehen und der Werbung beherrschte Welt hineingeboren wurde – dass Bilder ihr Hauptmaterial wurden, so wie frühere Generationen sich an der Wirklichkeit abgearbeitet hatten, scheint nur schlüssig, denn für sie hatten die Medien die Wirklichkeit ersetzt.
"Ein schmutziger, wilder Kampf zwischen Galerien und Künstlern"
Der Aufstieg der "Pictures"-Generation beflügelte einen bis dato unbekannten Boom des Kunstmarkts. Nach Jahres des interdisziplinären Experimentierens und der Offspaces brach eine neue Phase der Professionalisierung und Kommerzialisierung an. Die Malerei kehrte zurück und auch das Geld, wobei nicht ganz klar ist, was zuerst da war: Sammlerinnen und Sammler, die seit Pop-Art-Tagen kein Werk mehr erstanden hatten, stiegen wieder ein, denn nach Jahren der Performances und Videos gab es endlich wieder etwas, dass sie sich an die Wand hängen konnten.
Nach der aufsehenerregenden Eröffnungsausstellung von Helene Winers und Janelle Reiring Galerie 1980 begann ein knallhartes Ringen um "Pictures"-Künstler: Vor allem Konkurrentin Mary Boone setzte viel Geld ein, um sie abzuwerben. "Es war mehr als ein Wettbewerb, es war ein schmutziger, wilder Kampf zwischen Galerien und Künstlern", sagte Winer einmal im Monopol-Interview.
Erfolgsdruck, Stress und neue Fragen machten sich breit: Wer schafft es auf das Cover der Kunstmagazine? Wer verkauft seine Arbeit an wen und für wie viel? Wer hat demnächst eine Ausstellung? Und bei wem? "Was den 'Pictures'-Künstlern fehlte, waren Vorbilder", so Winer. "Als Neoexpressionist kannst du dich immer noch als neuer Picasso gerieren, aber für Jack und die anderen waren allenfalls Rockstars Vorbilder. Durch den Erfolg wurde ihnen ein Bild des Künstlers aufgezwungen, das sie zugleich zutiefst verachteten."
Während der 80er-Jahre nahm Metro Pictures Mike Kelley, Louise Lawler, Jim Shaw, Martin Kippenberger und John Miller ins Programm, später Künstlerinnen und Künstler wie Trevor Paglen, Camille Henrot, Oliver Laric, Latifa Echakhch, und Isaac Julien.
Am Sonntag gab die Galerie bekannt, dass sie zum Ende des Jahres schließen wird. Helene Winer und ihre Partnerin Janelle Reiring begründeten diesen Schritt mit der "anspruchsvollen" Pandemie-Situation und der voraussichtlich sich "stark verändernden Kunstwelt", von der Metro Pictures nun bald kein Teil mehr sein wird.