Louise Bourgeois in München

"Mein Geschäft ist das Leid"

"Mein Geschäft ist das Leid – ich gebe der Frustration und dem Leiden Bedeutung und Form", schrieb Louise Bourgeois in einem Kommentar zu ihren "Zellen". Diese komplexen Installationen repräsentierten für sie die verschiedenen Arten von Schmerz: physisch, psychisch, emotional. Und wie mit der Angst spielt jede "Zelle" auch mit der Lust des Voyeurs, der in die Abgründe von anderen blicken darf, und der Lust desjenigen, der sich entblößt.

Die 1911 in Paris geborene Bourgeois war die spät entdeckte Künstlerin des freudschen Jahrhunderts, die mit ihrer elaborierten Selbstpsychologisierung fast die eigene ästhetische Meisterschaft verdeckte. Die Werkgruppe der "Zellen", entstanden zwischen 1989 und 2008, besteht aus raumartigen Installationen, jede ist ein emotionaler Mikrokosmos. Es geht darin immer um den Menschen und seine Beziehungen, um Innen und Außen, Einsamkeit, Verlangen und Sehnsucht.

Die "Zellen" vereinen Skulpturen mit alten Kleidungsstücken oder Möbeln. Mal sitzt eine große Spinne – im Kosmos von Louise Bourgeois die Chiffre für die Mutter – über einem vergitterten runden Raum, mal beugt sich ein marmorner kopfloser Körper im hysterischen Bogen der sexuellen Begierde inmitten spiegelnder Objekte. Das Münchner Haus der Kunst versammelt nun in einer Schau die größte Anzahl der "Zellen", die jemals zusammen ausgestellt wurde, und verfolgt dabei ihre Genese in früheren Arbeiten der 2010 verstorbenen Künstlerin.

Noch mehr von Louise Bourgeois gibt es zeitgleich im Stockholmer Moderna Museet zu sehen. Das Haus hat unter dem Titel "I Have Been to Hell and Back" eine große, thematisch organisierte Retrospektive eingerichtet (bis 17. Mai). Und in München kombiniert Barbara Gross Werke der Künstlerin mit denen von Nancy Spero und Maria Lassnig und erinnert daran, dass sie in ihrer Galerie schon Bourgeois gezeigt hat, als deutsche Museumsdirektoren noch dankend abwinkten (bis 8. April). 

"Bourgeois. Strukturen des Daseins: Die Zellen", Haus der Kunst, München, 27. Februar bis 2. August. Eröffnung: Donnerstag, 26. Februar, 19 Uhr