Larry Fink besaß das, wonach in der Fotografie viele suchen: Eine eigene Handschrift. Seine Schwarzweißbilder von Partys und anderen gesellschaftlichen Zusammenkünften fotografierte er nicht beobachtend, sondern als sei er ein Teil dieser Gruppen gewesen. Und sein entfesselter Blitz gab seinen Fotografien den besonderen Look des Schnappschusses und der besonderen "Magie", da das Licht nicht aus der Richtung kommt, in der man es üblicherweise vermutete und die harten Schatten Teil der komplexen Bildgestaltung wurden.
Geboren wurde Fink am 11. März 1941 in Brooklyn "als Kommunist", wie er sagte, denn seine Eltern waren engagierte Linke aus der Mittelschicht, die sich für Bürgerrechte und Gewerkschaften stark machten und daran glaubten, dass der Sozialismus die Welt retten würde. "Das einzige, in dem ich erzogen wurde, war, nicht in Hierarchien zu denken. Ich hatte kein Klassensystem im Kopf." Und Berührungsängste schien er auch nicht zu haben, denn er trieb sich bereits in den 1970ern auf Partys wohlhabender Menschen aus Manhattan in mondänen Clubs wie dem Studio 54 und auf Highschool-Abschlussfeiern der Arbeiterklasse im ländlichen Pennsylvania herum und fotografierte, was er sah.
Wobei er einmal erzählte, dass er sich dafür durchaus auch mal mit fünf Gin Tonics Mut antrinken musste. Doch so unterschiedlich diese Menschen und Gruppen auch sind: Mit seiner Kamera behandelte er sie alle gleich und in seinem vielleicht bekanntesten Werk "Social Grace" brachte er schließlich die verschiedenen Gruppen und Klassen zusammen.
"Mit Liebe"
Gesellschaftliche Zusammenkünfte sollten ihn sein Leben lang beschäftigen und als er einmal von einem jüngeren Fotografen gefragt wurde, wie er diese besondere Lichtqualität in seinen Fotos bekomme, soll Fink geantwortet haben "Mit Liebe". Das klingt kitschig, aber kommt der Wahrheit vielleicht wirklich nahe. Denn obwohl seine Fotos, die oft kleinen Wimmelbildern gleichen, die abgebildeten Personen nicht im klassischen Sinne vorteilhaft darstellen, hat man nicht das Gefühl, dass sich Fink über Menschen lustig macht oder sie geringschätzt. Er war ein aufmerksamer Flaneur und fotografierte eher en passant die kleinen (und großen) Gesten, nicht aber die berühmten Gesichter und big names – die interessierten ihn nicht.
Von keiner Geringeren als Lisette Model lernte er das Fotografieren – und Menschen nicht zu bewerten oder gar zu verurteilen. Andere wichtige Einflüsse waren Garry Winogrand, Diane Arbus und Robert Frank. Mehr als ein Dutzend Fotobücher veröffentlichte er in seiner 60-jährigen Karriere und als Auftragsfotograf war er bis ins hohe Alter für die "New York Times" unterwegs.
Zudem war er zehn Jahre lang offizieller Fotograf der "Vanity Fair"-Partys nach den Oscar-Verleihungen – ein Bereich, in dem er sich besonders gut auskannte. Fink hielt Wangenküsse und vertraute Tête-à-Tête, zärtliche Berührungen und eingeschlafene Gäste, gelangweilte und irritierte Blicke fest. Hugh Hefner und seinen "Playboy"-Bunnies schnitt er die Köpfe ab und fotografierte auch eine gesichtslose Kate Winslet, während sie Oscar-Trophäe und Champagner-Glas in den Händen hielt.
Geheimer Spion
2011 erschien das dazugehörige Fotobuch "The Vanities. Hollywood Parties 2000 – 2009" im Verlag Schirmer/Mosel. Im Vorwort schrieb Fink: "Mein Geheimnis ist, dass ich ein Spion war. Eine höhere Macht hatte mich dorthin beordert, um Fotos von Menschen zu machen, die nicht mehr und nicht weniger wichtig oder eingebildet sind als alle anderen. Zu diesem Geheimnis gehört auch, dass ich oft keine Ahnung hatte, wer die Leute waren. Und bei den meisten weiß ich es bis heute nicht! Diese Bilder sind Momentaufnahmen von interaktiven Zeitgenossen, die mehr oder minder zufällig zu Idolen gemacht und von aller Welt beneidet werden. Doch für mich sind es nur Leute. Danke für die Einladung zur Party."
Am Samstag ist er im Alter von 82 Jahren gestorben. Danke, dass wir so lange Zeit auf so vielen Partys dein "Plus Eins" sein durften.