Christo in London

"The Mastaba" schwimmt im Hyde Park

Der Künstler Christo hat im Londoner Hyde Park sein erstes großes Außenprojekt in Großbritannien vorgestellt: Mitten auf der Serpentine, einem künstlichen See im zentralen Hyde Park, schwimmt "The Mastaba" - eine gigantische Skulptur aus 7506 gestapelten Ölfässern

Das Werk misst 20 Meter in der Höhe, ist 30 Meter breit und 40 Meter lang. "Dies ist ein ganz besonderer Sommertag", sagte Christo (83) zu seinem in der Sonne schimmernden Werk am Montag in London."Alle Interpretationen sind erlaubt, denn alle regen zum Nachdenken an - und das Denken macht uns zu Menschen."

Während die Fässer auf den Schrägseiten der "Mastaba" rot-weiß bemalt sind, dominieren auf den geraden Außenseiten dunkelrot, blau und lila. "Ich wähle die Farben so, dass sie sich an sonnigen und regnerischen Tagen in die Landschaft und Vegetation einfügen", sagte Christo. Bei seiner den Naturelementen ausgesetzten Kunst gehe es um die "reale Welt - um Schönheit im weiteren Sinn, nicht Schönheit um der Schönheit willen."

Mit dem Londoner Projekt erfüllt sich für Christo ein Traum. Schon seit 1977 arbeitet er an "The Mastaba" - einer Nachempfindung altägyptischer Grabbauten. Versuche in Texas, den Niederlanden und den USA schlugen fehl. Auch das 500 Tonnen schwere Londoner Projekt, mit einer Dimension von 30 Metern Breite und 40 Metern Länge,  gilt als Vorläufer eines noch viel ehrgeizigeren Plans.

Noch gemeinsam mit seiner 2009 gestorbenen Frau Jeanne-Claude hatte Christo Ende der 1970er Jahre eine "Mastaba" für die Wüste Abu Dhabis konzipiert, die aus  410 000 bunten Ölfässern bestehen soll. Es wäre mit einer Höhe von 150 Metern und 300 Metern Länge die größte Skulptur der Welt. An dem Plan hält Christo fest. Das "lebenslange Projekt" sei in Arbeit, sagte ein Sprecher des Künstlers.

Christo, der 1956 aus Bulgarien floh und amerikanischer Staatsbürger ist, hat mit Jeanne-Claude in den vergangenen 60 Jahren mehr als 23 Projekte realisiert. Dazu gehören die "Mauer aus Ölfässern - Eiserner Vorhang" in Paris 1962 - eine Reaktion auf den Bau der Berliner Mauer -, die Verhüllung des Berliner Reichstags und der Pont Neuf in Paris, die "Floating Piers" auf dem Iseosee in Italien sowie zahlreiche Projekte in Japan und den USA.

Wie alle seine bisherigen Werke ist auch das Londoner Projekt eigenfinanziert und nach streng ökologischen Gesichtspunkten entstanden. Es bedeckt rund ein Prozent der Oberfläche des elf Hektar großen, schlangenförmigen Sees. Die Fässer werden wiederverwendet. "Das Werk gehört allen, bis es wieder weg ist. Keine Tickets, keine Reservierungen, keine Besitzer", hieß es in einer Presseerklärung.

Das auf drei Millionen Pfund (3,4 Millionen Euro) bezifferte Werk wird von einer Ausstellung über die Arbeit mit Fässern von Christo und Jeanne-Claude seit 1958 begleitet. "Christo und Jeanne-Claude" ist bis zum 9. September in der nahe gelegenen Serpentine Gallery zu sehen.