Alle paar Monate zirkuliert ein Video, das uns zeigt, wie gekonnt sich Roboter mittlerweile auf vier oder zwei Beinen bewegen können. Sie machen perfekte Salti, springen leichtfüßig über riesige Hindernisse, und Disney arbeitet bereits an "Stuntronics", die menschliche Stuntmen ersetzen.
Doch wenn es darum geht, im freien Feld sensibel mit ihrer Umwelt zu interagieren, sind Roboter noch immer ziemliche Nieten. Sie können bis heute keine Haare schneiden, keine Hände schütteln und keine Babys füttern. Maschinen bleiben im wahrsten Sinne "anders befähigt": In gewissen Aspekten sind sie uns tausendfach überlegen, in anderen zu nichts zu gebrauchen. Entsprechend beschränkt sich unser Umgang gewöhnlich auf klar begrenzte Anwendungen. Vielleicht nutzen wir unseren Massagestab, um uns sexuell zu befriedigen, aber wir verlieben uns nicht in ihn.
Die koreanische Künstlerin Geumhyung Jeong setzt sich in ihren Performances über dieses engstirnig funktionale Verhältnis zu den Maschinen hinweg. Sei es ein Staubsauger, ein Bagger oder eine Fitnessmaschine: Langsam pirscht sie sich an sie heran, bespäht sie, ertastet sie vorsichtig, um sie dann großflächig zu berühren und zu aktivieren. Ähnlich wie im kindlichen Spiel oder im Tantra versucht sie so vertraut mit dem Gegenüber zu werden, dass es ihr in seiner Einzigartigkeit vollkommen erscheint. Mal steckt sie der Maschine eine menschliche Maske auf, um sich von deren gespenstigem Blick zusätzlich hypnotisieren zu lassen; mal trägt sie selbst eine Maske – auf dem Fuß – und verwandelt sich in ein sonderbares dreigliedriges Wesen.
Für die Kunsthalle Basel hat Jeong die Maschinen ihrer Begierde erstmals selbst gebaut: Chassis aus elementaren Bauteilen – ein paar Metallleisten, Elektromotoren, Räder und jede Menge Kabel –, die aussehen, als würde das Auto von Neuem erfunden. Und als wollte Jeong sich und uns damit beruhigen, dass Autos im Grunde auch nichts anderes sind als über den Boden robbende Menschen, hat sie ihnen vorn einen zum Boden gerichteten Dummy-Kopf und an den Radnaben schlackernde Gliedmaßen verpasst. Statt eines Lenkrads verfügen die Gefährte hinten über einen kurzen, klitoralen Joystick.
In die Ausstellung rahmenden Videos liegt Jeong in Alltagskleidung auf dem Rücken und betastet ihn minutenlang mit dem Zeigefinger, presst ihre Lippen gegen ihn und schiebt ihn sacht hin und her. Schließlich drückt sie ihn, fast beiläufig, so weit zur Seite, dass das Auto ein paar Zentimeter weit rollt. Ekstase.