Mit 18 zog Martin Parr, geboren am 23. Mai 1952, für sein Studium aus dem vorstädtischen Epsom in der südenglischen Grafschaft Surrey in die Industriestadt im Norden. Die Bewohner Manchesters weckten sein Interesse, und er begann die Stadt in unterschiedlichen Foto-Projekten zu porträtieren: Das erste war eine Serie, die er 1972 in einer Nervenklinik aufnahm, wo er drei Monate lang die Patienten begleitete.
Seit dem Abschluss seines Studiums hat Martin Parr Manchester regelmäßig besucht. Die Fotos des Briten – längst einer der wichtigsten Fotokünstler weltweit – zeigen Alltagsszenen der Mancunians: ob beim Tanken, an der Bushaltestelle, beim Friseur oder an der Sandwichtheke. Auf manchen Bildern blicken die Porträtierten direkt in die Linse, auf anderen nimmt Parr die Perspektive von Ladenmitarbeitern ein, auf wieder anderen scheint er wie ein unsichtbarer, allwissender Erzähler.
Die Fotografien zeigen die Wandlung der Stadt über die Jahrzehnte und zugleich die Beständigkeit des Lebens dort. Für eine Ausstellung dieser Bilder, die 2018/19 in der Manchester Art Gallery zu sehen waren, fertigte der Fotograf auch eine neue Serie an, die die Stadt nach dem Brexit-Referendum zeigt – zwischen Royal Wedding und Ratlosigkeit.