Auf einem grünen Sportfeld sind jeweils 50 Stühle und Tische angeordnet, teils Designikonen, teils Fundstücke, an denen Bewerbungsgespräche stattfinden könnten. Martin Kippenbergers bisher selten gezeigtes Environment "The Happy End of Franz Kafka’s 'Amerika‘" ist im Museum Folkwang zu sehen, in der ersten Fassung von Kafkas erster Roman blieb Fragment, sein Protagonist Karl Roßmann wird von dem Aufruf "Wer Künstler werden will, melde sich!" des "Theaters von Oklahoma" zu einer Rekrutierung auf das Sportfeld von Clayton gelockt. Wird der Emigrant in Amerika heimisch werden? Kippenberger ging Anfang der 1990er daran, Kafkas Erzählung zu vervollständigen, und integrierte Werke von Cosima von Bonin, Tony Oursler oder Jason Rhoades in seine Installation.
Ob sich Roßmanns – oder unsere – Hoffnung auf ein besseres Leben erfüllt, bleibt bei Kafka und letztlich auch bei Kippenberger unbeantwortet. Das Versprechen des Happy Ends wird nicht eingelöst. Das Arrangement lässt sich auch als Allegorie der Repression lesen, und wie bei Kafkas Text spielt auch das höchst aktuelle Thema der Integration hinein.
Die Ausstellung im Museum Folkwang und eine parallele Schau mit 120 Büchern und 140 Plakaten von Kippenberger in der Essener Villa Hügel lassen sich als Heimspiel auffassen: Der 1997 nur 43-jährig verstorbene Künstler wuchs in Essen auf, das Ruhrgebiet spielte in seinen Werken eine nicht unerhebliche Rolle. Die Präsentation der Plakate in ehemaligen Wohnräumen im ersten Obergeschoss der Villa Hügel richtet den Blick primär auf die unterschiedlichen Formen der Selbstinszenierung des Künstlers, der selbstironisch von sich sagte: "Er wollte bis nach oben und kam nur bis zur Mitte."
Wer erwartet schon ein Happy End?
Wir haben Kippenberger eine Folge des "Kunst und Leben"-Podcasts gewidmet, hier zum Nachhören: