Schwarze Löcher sind für die meisten Menschen kaum begreifbare Objekte: Nicht einmal Licht kann aus ihnen entkommen. In der Mitte eines Beton-Würfels im portugiesischen Serralves-Museum gähnt ein solch unermesslich tiefes Loch. "Descent into Limbo" (Abstieg in die Unterwelt) heißt das Werk des britischen Künstlers Anish Kapoor aus dem Jahre 1992. Eine kreisrunde Fläche äußerst matten, blauschwarzen Pigments gaukelt Tiefe und Abgründigkeit vor. Die dunkle Öffnung im Galerieboden lässt den Betrachter im Unklaren darüber, wie weit es tatsächlich in die Tiefe geht und entwickelt einen Sog, der einem 60-jährigen Museumbesucher nun zum Verhängnis geworden ist: Der Italiener stürzte in das Werk des Bildhauers und musste verletzt ins Krankenhaus gebracht werden.
Glücklicherweise ist das pudrige Nichts weder der Abstieg in die Hölle noch der Einstieg in ein Wurmloch – lediglich eine optische Täuschung. Kapoors Unterwelt befindet sich nur 2,5 Meter unterhalb des Museumsbodens. Laut eines Sprechers des Museums habe der Patient die Klinik bereits wieder verlassen und erhole sich. Auch die Installation wird in den kommenden Tagen wiedereröffnen.