Lange war Lutz Bacher so etwas wie ein Phantom. Als ihr Name in den 70er-Jahren erstmals in Berkeley in Kalifornien auftauchte, wusste man nicht, ob ein Mann oder eine Frau dahintersteckte. Sie wurde das, was man einen artists' artist nennt, einflussreich unter Künstlerkollegen, der breiten Öffentlichkeit unbekannt.
Auch ihr Werk war von Anfang an schwer fassbar, arbeitet sie doch mit Video und Installation, Sound, Film und Fotografie. Ihr undogmatisches Surfen durch die Medien nahm vorweg, was viele junge Künstler heute praktizieren, genau wie ihre Themen: Sie verwendet Versatzstücke aus Medien und Popkultur, zielt auf Fragen von Macht, Identität und Gender.
Lange hat Bacher sich den Mechanismen des Markts komplett widersetzt, erst 2009 kam es im New Yorker PS1 zu einer ersten Retrospektive ihres Werks, 2014 erschien die erste Monografie. Die letzte Dekade war so etwas wie Lutz Bachers Coming-out. Sie hatte zunehmend institutionelle Ausstellungen, und anlässlich ihrer Schau in der Wiener Secession nahm sie sogar an einem Künstlergespräch teil. In dem Video davon sieht man, wie sie dasitzt, eine kleine, schmale Frau mit etwas schütteren blonden Locken, und genau nichts zu ihrer Kunst erzählt, nur Geschichten aus ihrer Kindheit, in der es immer darum ging, wie sich das kleine Mädchen mit dem Namen, den wir nicht wissen, den Normen und Regeln von Schule und Gesellschaft unterordnete oder eben lieber nicht.
Lutz Bacher stellte in vielen Museen aus und ihre Arbeiten sind in internationalen Sammlungen von Institutionen zu finden, etwa im New Yorker Museum of Modern Art. Vergangenen Winter zeigte sie im Düsseldorfer K21 ihre erste Einzelausstellung in einem deutschen Museum.
Wie "Artforum" meldet, ist Lutz Bacher jetzt mit 75 Jahren gestorben. Das bestätigte ihre Galerie Greene Naftali.