Pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum der Galerie Lumas ist der Bildband "Liberation of Arts" erschienen, der eine große Auswahl an Fotografien zeigt, die das Unternehmen im Angebot hat. "Befreiung der Künste", das ist nicht nur der ziemlich ambitionierte Titel des Buches, sondern taugt auch als Motto für Lumas selbst. 2004 gründeten Stefanie Harig und Marc Alexander Ullrich in Berlin das Unternehmen mit dem Ziel, Kunst zu demokratisieren und für alle zugänglicher zu machen.
Das Konzept beruht darauf, Fotografien nicht als Unikate zu verkaufen, sondern in Editionen aufzulegen - deshalb nennt sich Lumas selbst auch Editions-Galerie. So werden die Preise erschwinglicher.
Die Vision, so schreibt es das Gründer-Duo im Vorwort, sei es bis heute, dass Kunst nicht nur Luxus für manche wenige sei, sondern auch eine Option für eine breitere Masse. Nach 20 Jahren im Geschäft hat Lumas ebenso viele Niederlassungen weltweit, und das Portfolio umfasst über 3000 Kunstwerke. Einige davon sind in "Liberation of Arts" abgedruckt und zeigen die Bandbreite der Stile und Künstler, für die Lumas steht. So reiht sich Modefotografie in Schwarz-Weiß an Architektur-Abbildungen von München bis Manhattan, daneben Naturaufnahmen, abstrakte Motive und Porträts.
Erzählung der eigenen Erfolgsgeschichte
Gespickt ist der Band immer wieder von Seiten, die wie Abbildungen eines Notizbuchs anmuten und die Geschichte des Unternehmens nachzeichnen. Zu sehen sind hier wiederum Fotografien von verknitterten Auktions-Zetteln, Flyer von Charity-Aktionen, Zitate von Picasso, die auf Servietten gekritzelt und abgewandelt wurden.
So heißt es hier: "Inspiration exists, but it has to find you brunching" - im Original lautet das letzte Wort weniger zeitgeistig "working". Mit den Tagebuch-ähnlichen Einträgen ist es, als erzähle Lumas selbst die eigene Geschichte nach und baue im gleichen Zug einen Mythos um seinen Erfolg. Die weiteren Texte des Bandes sind zurückhaltend und beschäftigen sich mit dem Kern der Galerie, nämlich dem Medium Fotografie und dem Kunstkauf. Mit den Lumas-Editionen sollen nämlich nicht nur die Werke zugänglicher werden, sondern auch das Sammeln.
In einem Text wird der 2014 verstorbene Verleger Walter Keller zitiert, der über dieses Phänomen drei Feststellungen traf. Erstens: Fange man einmal damit an, merke man, wie viel es noch zu sehen, gar potenziell zu erwerben gebe. Zweitens: Man solle niemandem trauen, der einen beraten, zum Kauf animieren oder von etwas abraten wolle. Und drittens: Man solle damit beginnen, sich selbst und den eigenen Entscheidungen zu trauen.
Eine Verfeinerung unseres Blicks auf die Welt
Der Publizist und Fotohistoriker Michael Koetzle führt in einem weiteren Text aus, dass das Sammeln von Fotografie Vorbereitung brauche, genauer ein geschultes Sehen. Der Lohn dafür sei "eine Erweiterung unserer Wahrnehmung, eine Verfeinerung unseres Blicks auf die Welt." So sehr wir heute ständig von Fotos umgeben sind, zeigt die Sammlung in "Liberation of Arts" einmal mehr, wo der Unterschied zwischen schnell geknipsten Bildern und künstlerischer Fotografie liegt.
Gezeigt werden dabei die Werke bekannter Künstler wie den Street-Fotografen Christophe Jacrot und Werner Pawlok, aber auch Newcomer. Blättert man durch den Bildband, fühlt es sich an, als liefe man durch eine riesengroße Lumas-Niederlassung, die für jeden Geschmack etwas bereit hält. Wenn nicht schon "Liberation of Arts" das Motto von Lumas wäre, dann könnte es auch der berühmte Satz von Susan Sontag aus ihrem Buch "On Photography" sein: "Fotografien sammeln heißt die Welt sammeln".