Nach einer gescheiterten Lösegeld-Erpressung haben die Täter ein vor vier Jahren aus einer dänischen Kirche gestohlenes Gemälde von Emil Nolde (1867-1956) ohne Zahlung zurückgegeben. Die Aushändigung des auf 1,3 Millionen Euro geschätzten Bildes "Christus zu Emmaus" an die Staatsanwaltschaft sei am 22. Dezember 2017 über einen Rechtsanwalt in Gegenwart der Polizei und einer Mitarbeiterin der Nolde-Stiftung Seebüll erfolgt, teilten die Flensburger Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit.
Vorausgegangen waren umfassende Ermittlungen. Im März 2014 war das Gemälde aus der Kirche in Ølstrup (bei Ringkøbing) entwendet worden.
Ein Erpresser mit dem Pseudonym "Kulturfreund" wandte sich zweieinhalb Jahre später an die Nolde Stiftung: Für eine "Aufwandsentschädigung" von 130 000 Euro - also zehn Prozent des Schätzwertes - würde er das Bild zurückgeben.
Die Nolde-Stiftung Seebüll schaltete die Polizei ein. Unter Leitung der Staatsanwaltschaft Flensburg liefen die Ermittlungen. Diese wurden zunächst dadurch erschwert, dass der mutmaßliche Erpresser lediglich verschlüsselt übers Internet mit der Nolde-Stiftung kommunizierte. Letztlich konnten die Ermittler Hinweise auf eine schleswig-holsteinische Anwaltskanzlei erlangen.
Eine Durchsuchung im vergangenen November ergab Hinweise auf einen Inhaftierten. Er soll aus einem Gefängnis die weiterhin unbekannten Gemäldediebe bei der versuchten Erpressung unterstützt haben. Die Staatsanwaltschaft habe ihn schließlich zur Vermittlung der Rückgabe des Bildes bewegt. Eine Expertin der Stiftung identifizierte das Gemälde. Danmarks Radio berichtete, die Ølstruper Pastorin Inge-Dorthe Brønden Kaasgaard sei überglücklich.
Astrid Becker, stellvertretende Direktorin der Nolde-Stiftung in Seebüll, sprach am Freitag von einem großen Glücksfall. Das 1904 entstandene Gemälde sei ein zentrales, Frühwerk Noldes. "Christus zu Emmaus" ist demnach eine Auftragsarbeit für eine dänische Adelsfamilie. Von 1939 bis zum Diebstahl 2014 hing es in der Kirche.