Spalten klaffen in den Bildern. Löcher gähnen. Dahinter schluckt schwarzer Samt jedes Licht. Die Arbeiten der US-Amerikanerin Lee Bontecou drängen aus der Fläche in den Raum. Metallgeflechte schaffen eine ausgeprägte Struktur, die Bildgründe sind aufgeworfen wie von Erdbeben.
Befördert vom legendären Galeristen Leo Castelli, verlief ihre Karriere in den 1960er-Jahren kometenhaft. Ihre teils aus Materialien der Rüstungsindustrie gefertigten Reliefs von düster-martialischer Wirkung stießen auf große Resonanz. Doch dann zog sich Lee Bontecou, 1931 in Neuengland geboren und zwischen 1952 und 1956 in New York ausgebildet, in den 1970er-Jahren bewusst aus dem Kunstbetrieb zurück, arbeitete dabei aber immer weiter. Nun ist sie nach Angaben ihres Studiomanagers im Alter von 91 Jahren gestorben.
Die Ambivalenz ihrer Werke zwischen technoider Aggression und romantischer Natursehnsucht faszinierte Publikum und Kritik gleichermaßen. Seit großen Retrospektiven in Los Angeles, Chicago und New York zu Beginn des 21. Jahrhunderts rückte ihr Werk zurück in den Fokus. Das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien präsentierte 2011 das erste Bontecou-Solo in Deutschland nach 43 Jahren Funkstille.