Indiana, Mitbegründer der Pop-Art, zog sich 1978 auf die kleine Insel Vinalhaven vor der Küste des US-Bundesstaats Maine zurück, wo er im Mai 2018 im Alter von 89 Jahren an Lungenversagen starb. In den Jahren vor seinem Tod arbeitete er zwar weiter, ließ aber kaum jemanden an sich heran.
Einen Tag vor seinem Tod reichte die Morgan Art Foundation, die sich als langjährige Kunstagentur von Indiana sieht, Klage gegen einen New Yorker Kunstverleger und einen Mann namens Jamie L. Thomas ein, der sich auf der Insel um den Künstler gekümmert hatte. Die beiden Männer hätten Indiana abgeschottet, ausgenutzt und Rechte verletzt, hieß es. Thomas wurde verklagt, weil er unautorisierte Werke des Künstlers verkauft haben soll.
Vergangene Woche nun reichte der Nachlassverwalter eine weitere Klage gegen Thomas ein, weil dieser Indiana trotz dessen Vermögen von angeblich 13 Millionen US-Dollar dem "Elend und Schmutz" überlassen haben soll. So soll der völlig erblindete und an Gedächtnisstörungen leidende Künstler zwischen tierischem Urin und Kot gelebt haben, es soll in dem Haus laut Klage Wasserschäden und Ungeziefer gegeben haben. Zudem soll Thomas 1,1 Millionen Dollar, 118 Kunstwerke und Archivmaterial von dem Künstler gestohlen haben, so der Vorwurf. "Seit ungefähr 2016 hat Jamie L. Thomas Indianas fortgeschrittenes Alter, seine Isolation, Schwäche und seinen Ruhm ausgenutzt, um ein Vertrauens- und Kontrollverhältnis herzustellen."
Thomas, der durch seinen Anwalt alle Vorwürfe bestreitet, soll laut Klageschrift seit den 80ern als Handwerker für den Künstlern arbeiten, dann nach einem Streit in den 90er-Jahren sich wieder seit 2013 um den alternden Indiana gekümmert, ihn versorgt und unterstützt haben. Seit dem Tod von Indianas Assistentin 2015 soll der Künstler vollständig von Thomas abhängig gewesen sein.
Robert Indiana zählt zu den bekanntesten US-Künstlern des 20. Jahrhunderts. Vor allem Versionen seiner "Love"-Skulptur sind in Städten auf der ganzen Welt aufgestellt.