Schon länger wurde darüber spekuliert, wer das Imperium des heute 77-Jährigen Galeristen Larry Gagosian einst erben wird. Während der Kunstmesse Paris + par Art Basel Ende Oktober waren Gerüchte aufgekommen, nach denen der Luxus-Konzern LVMH des Multimilliardärs und Kunstsammlers Bernard Arnault die Galerie aufkaufen werde. Diese wurden jedoch wiederholt dementiert. Stattdessen legt Larry Gagosian nun andere Pläne vor: Wie der Galerist diese Woche bekannt gab, hat er bereits im vergangenen Jahr einen Vorstandsrat zusammengestellt, der über die Zukunft des Blue-Chip-Unternehmens entscheiden soll.
Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Branchen
Der Kreis setzt sich aus 20 Personen zusammen, die zwei Mal im Jahr über den Kurs der Galerie beraten werden; acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Galerie (Larry Gagosian eingeschlossen) sowie zwölf Externen aus unterschiedlichen Branchen, die jedoch eines eint: Sie alle sind wichtige Sammlerinnen oder Sammler. Unter den Mitgliedern, die für ihre Position entlohnt werden, sind unter anderen die Regisseurin Sofia Coppola, Tech-Unternehmer und Snapchat-Gründer Evan Spiegel, Kurator Francesco Bonami – und Delphine Arnault, die Tochter des eingangs erwähnten Großunternehmers.
"Wir haben einige der talentiertesten Köpfe aus ihrem jeweiligen Feld zusammengebracht, von denen ein Teil über spezifische Erfahrung an der Schnittstelle zwischen dem eigenen Fach und der Kunst verfügt", ließ der Galerist in einem am gestrigen Mittwoch veröffentlichten Presse-Statement verlauten. Weiter heißt es: "Ihre Perspektiven können uns dabei helfen, unsere Prioritäten zu stärken und das Unternehmen für Erfolg und Wachstum auszurichten." Der Vorstandsrat wurde Ende 2021 ins Leben gerufen und traf sich erstmals im Mai dieses Jahres, um über die Richtung zu diskutieren, in die die Arbeit der Galerie in den kommenden Jahren gehen soll, sowie den Selbstanspruch des Hauses und die Ausrichtung. Ein zweites Treffen fand laut "The Art Newspaper" vergangene Woche statt.
Kein Familienbetrieb
Mit seinen 20 Galerie-Standorten weltweit und einigen der teuersten Namen im Programm (darunter Urs Fischer, Takashi Murakami oder Sterling Ruby sowie die Nachlässe von Figuren wie Andy Warhol, Pablo Picasso und Alberto Giacometti) ist Gagosian global eine der führenden Galerien. Anders als etwa David Zwirner und Hauser & Wirth ist Gagosian allerdings kein Familienbetrieb. Entsprechend stellte sich mit zunehmneder Dinglichkeit die Frage nach der Nachfolge. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, sagte der alleinstehende Galerist gegenüber der "New York Times", jedoch habe er sich im Zuge des Ausbruchs der Corona-Pandemie die Frage stellen müssen, wie er ein langfristiges Fortbestehen der Galerie sichern könne. Die Mitglieder des Vorstandsrats sollen für jeweils drei Jahre eingesetzt werden, mit Option auf Verlängerung um je weitere drei Jahre.