Drei Frauen hatten Mitte Juli auf Instagram von ihren Affären zu dem heute 38-Jährigen berichtet, wobei sie Rafman vorwerfen, manipulativ gewesen zu sein, aggressiven und ungeschützen Sex mit ihnen gehabt zu haben und seine Macht als bekannter Künstler missbraucht zu haben. Die Vorfälle liegen Jahre zurück, juristische Schritte gegen Rafman gibt es offenbar nicht.
Die Ankündigung der Ausstellung von Jon Rafman im Kunstverein Hannover, die Anfang September beginnen sollte, stand am Dienstagvormittag noch auf der Website des Hauses, am Nachmittag war sie verschwunden. Der "Hannoverschen Allgemeinen" erklärte Direktorin Kathleen Rahn, die geplante Präsentation von Videoarbeiten sei nicht abgesagt, sondern nur verschoben. Man wolle warten, bis die Vorwürfe geklärt seien.
Gestern wurde bekannt, dass auch das Hirshhorn Museum in Washington eine geplante Schau auf Eis gelegt hat. "Das Hirshhorn ist sich der Vorwürfe bewusst und hat die Entscheidung getroffen, zu diesem Zeitpunkt nicht weiterzumachen", sagte ein Sprecher des Museums gegenüber "ArtNews".
Das Montrealer Museum für Gegenwartskunst hatte zuvor ohne Angaben von Gründen die Einzelausstellung des Künstlers, die bis zum 6. September laufen sollte, bis auf Weiteres geschlossen, die Galerie Bradley Ertaskiran in Montreal hatte den Künstler aus ihrem Programm geworfen.
Jon Rafman sagte der "Montreal Gazette", dass er "unglaublich bestürzt" sei wegen dem, "was gerade passiert." Obwohl er nicht abstreitet, die Frauen getroffen zu habe, habe er nichts falsch gemacht: "Obwohl es für die Frauen, die sich meldeten, bedauerliche Erfahrungen waren, möchte ich sehr deutlich machen, dass es sich um einvernehmliche Aktionen zwischen Erwachsenen handelte."
Die deutsche Galerie Sprüth Magers, die Rafman vertitt, schrieb auf Monopol-Anfrage: "Wir von Sprüth Magers setzen uns seit Jahrzehnten für die Rechte von Frauen ein und verurteilen jede Form von institutioneller und individueller Gewalt gegen Frauen. Wir prüfen jeden Vorwurf, der sich gegen unsere Mitarbeiter, unsere Künstler oder unsere Geschäftspartner richtet, sorgfältig."
Der in Montreal geborene Jon Rafman gehört zu den wichtigsten Künstlern der Post-Internet-Art und gilt als Vorreiter von Virtueal-Reality-Kunst. Über die Grenzen der Kunstwelt hinaus wurde er durch sein Projekt "9 Eyes" bekannt: Seit 2008 sammelt der Kanadier Bilder von Googlen Street View.