Onlinehandel

Neue Start-ups verändern den Kunstmarkt

Fotos: Andree Martis
Fotos: Andree Martis
Natasha Arselan, Gründerin von AucArt

Vorbehalte gegen den Kunstkauf im Netz schwinden. Gleich mehrere Start-ups wollen mitbestimmen, über welche Kanäle zukünftig gehandelt werden wird

Einen jungen Künstler zu entdecken und von Anfang an zu begleiten schaffe "eines der besten Gefühle überhaupt. Das wollte ich anderen auch ermöglichen", sagt Natasha Arselan. Deshalb hat die Londoner Kunst- und Kulturmanagerin AucArt gegründet, ein Online-Auktionshaus, das ausschließlich Arbeiten von Hochschulabsolventen anbietet.

Im ersten Jahr seines Bestehens hat AucArt nach eigenen Angaben Kunst von mehr als 200 jungen Talenten zu Preisen zwischen ein paar Hundert und 6500 Euro verkauft – nach dem Ebay-Prinzip mit den Optionen "Bieten" und "Sofort kaufen".

Online ist im Trend: Laut dem "Online Art Trade Report" des britischen Versicherungsunternehmens Hiscox stiegen die Online-Kunstverkäufe im Jahr 2017 um zwölf Prozent auf 4,22 Milliarden Dollar. In Zeiten, in denen mit David Zwirner einer der einflussreichsten Galeristen der Welt eine Influencerin als
"Online Sales Director" einstellt, versucht gleich eine ganze Reihe an Start-ups mitzubestimmen, über welche Kanäle Kunst zukünftig gehandelt werden wird.

Ein ganz ähnliches Konzept wie AucArt verfolgte die bereits 2004 von der Britin Sarah Ryan gegründete Onlinegalerie New Blood Art, die kürzlich von ihrem französischen Äquivalent Singulart aufgekauft wurde. Die Plattformen verbindet, dass sie die Galeristen umgehen und sich ihre Dienste wie Marketing und Versand mit geringeren Prozenten bezahlen lassen als traditionelle Kunsthändler. AucArt etwa nimmt 30 Prozent Kommission.

Natasha Arselan wählt als eine von zwei Kuratorinnen ihrer Plattform die angebotene Kunst aus, hinzu kommen monatlich wechselnde Gastkuratoren. 3500 Arbeiten stehen derzeit auf der Auktions-Warteliste, 4500 internationale Sammler in der Datenbank. "Das vergangene Jahr habe ich dazu genutzt, zu beweisen, dass das Konzept funktioniert und dass es einen Bedarf dafür gibt", sagt sie. "Bislang war es selbst finanziert, jetzt beginnen wir erste Investorenrunden."

Über den Punkt sind Mattis und Jeppe Curth schon hinaus. Im März 2018 erhielten die dänischen Brüder eine Million Dollar an Investmentkapital. Artland ist eine Art soziales Netzwerk mit Marktplatzfunktion. Galerien präsentieren und verkaufen Arbeiten ihrer Künstler, registrierte Sammler zeigen, was sie haben. "Es existiert eine neue Generation von Kunstkäufern, eine digitale Generation", so Mattis Curth im Interview mit dem "Forbes"-Magazin. "Sie sind die wichtigste Zielgruppe für Galerien."

Eines scheint klar: Die Vorbehalte dagegen, Kunst zu kaufen, die man nur vom digital verschickten Foto her kennt, schwinden. "Vor zehn Jahren hieß es, niemand würde Kleidung online kaufen", sagt Arselan und zuckt die Schultern. "Wir müssen mit Gewohnheiten und Tradi­tionen brechen."