Rekordgemälde

Kunsthistoriker: "Salvator Mundi" von Leonardo-Assistent gemalt

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"Salvator Mundi" im Oktober 2017 im Londoner Auktionshaus Christie's

Der Kunsthistoriker Matthew Landrus glaubt, dass Leonardo da Vinci nur fünf bis 20 Prozent des im vergangenen Jahr für 450 Millionen Dollar versteigerten Gemäldes "Salvator Mundi" selbst gemalt hat

Den Hauptteil des Bildes sei von einem Schüler Leonardos namens Bernardino Luini gemalt worden, sagte der Experte aus Oxford dem "Guardian". Ein Vergleich mit Luinis Malerei, dessen Bilder sich heute für unter einer Million Pfund verkaufen, liefere "Beweis genug". So sei der Einsatz von Gold oder die Darstellung des Gesichts typisch für Luini.

Andere Experten hatten die Authentizität des Christus-Porträt bestätigt, das 2011 auch Teil einer großen Leonardo-Ausstellung in der Londoner National Gallery war. Dennoch war schon vor der Rekordauktion Zweifel laut geworden. Der Leipziger Kunsthistoriker Frank Zöllner hält Leonardo nicht für den alleinigen Autor des in Öl auf Walnussholz gemalten Bildes: "Der Entwurf stammt sicher von Leonardo da Vinci, und er hat an dem Salvator vermutlich auch mitgemalt. Einiges spricht aber dafür, dass es von Schülern überarbeitet wurde. In der Forschung sprechen wir von einer Werkstattarbeit", sagte Zöllner in einem Interview.

Auch Matthew Landrus hält "Salvator Mundi" für eine Werkstattarbeit und schätzt, dass die Hand tatsächlich von Leonardo gemalt worden sei. Der Wissenschaftler, der im September eine erweiterte Auflage eines seiner Leonardo-Bücher veröffentlichen wird, in dem er detailiert auf den Fall eingeht, erinnert daran, dass das Bild 1900 Luini zugeschrieben wurde, als es von Sir Charles Robinson für die Cook-Sammlung gekauft wurde. "Das ist korrekter, als es einfach einen Leonardo zu nennen."

Ein Sprecher Christie's weist die erneuten Zweifel zurück: "Die Zuschreibung zu Leonardo wurde vor fast zehn Jahren vo einem Verkauf von einem Dutzend Gelehrter durchgesetzt und vor der Auktion 2017 noch einmal bestätigt." Das Jesus-Gemälde war für 450 Millionen Dollar (etwa 383 Millionen Euro) bei Christie's in New York versteigert worden. Damit wurde es nach Angaben des Auktionshauses zum teuersten jemals bei einer Auktion verkauften Kunstwerk. Christie's hatte später bekanntgegeben, dass das Bild von Abu Dhabi gekauft worden sei. Es soll ab September in der dortigen Louvre-Dependance gezeigt werden.