Vorwürfe zurückgewiesen

Kunstberater Achenbach muss in U-Haft bleiben

Düsseldorf (dpa) - Der seit sechs Wochen inhaftierte Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach bleibt im Untersuchungsgefängnis. Das Landgericht Essen verwarf eine Haftbeschwerde der Anwälte als unbegründet, wie die Essener Staatsanwaltschaft am Donnerstag mitteilte. Es liege weiterhin ein dringender Tatverdacht vor. Das Gericht gehe von Flucht- und Verdunkelungsgefahr aus.

Achenbach (62) war am 10. Juni nach der Rückkehr von einer Kunstaktion im WM-Quartier der Deutschen Nationalmannschaft in Brasilien auf dem Düsseldorfer Flughafen festgenommen worden. Ihm wird vorgeworfen, Kunstwerke und Oldtimer mit verdeckten Preisaufschlägen und gefälschten Rechnungen an den Aldi-Erben Berthold Albrecht weiterverkauft zu haben. Unter anderem habe Achenbach aus Dollar-Beträgen Euro-Summen gemacht und die Rechnungen so nach oben manipuliert. Insgesamt soll Medien zufolge ein Schaden von rund 60 Millionen Euro entstanden sein. Ein Sprecher Achenbachs wies die Vorwürfe am Donnerstag auf dpa-Anfrage als «absurd» zurück.

Albrechts Witwe hat nach Informationen von «Focus online» inzwischen beim Landgericht Düsseldorf über ihre Anwälte eine zivile Schadensersatzklage in Höhe von fast 20 Millionen Euro eingereicht. Die Klage richte sich gegen Achenbach und dessen beiden Firmen. Ein Sprecher des Landgerichts konnte den Eingang der Klage zunächst nicht bestätigen.

Achenbach habe dem 2012 gestorbenen Albrecht Kunstwerke und Oldtimer im Wert von rund 120 Millionen Euro verkauft, sagte der Sprecher des Kunstberaters. Die in Medien genannten 60 Millionen seien offenbar die Differenz zur Schätzung für die Erbschaftsteuer. Es habe aber «nachweislich eine positive Wertentwicklung stattgefunden». Die Strafanzeige der Albrecht-Witwe, die zur Verhaftung Achenbachs geführt hatte, beruhe auch «auf der falschen Annahme», dass Achenbach die Objekte lediglich mit einer fünfprozentigen Provision habe «durchreichen» sollen. Dieses habe nur für wenige Bilder am Anfang gegolten.

Als Albrecht eine «richtige Kunstsammlung» aufbauen wollte, habe Achenbach ihm langfristige Rückkaufgarantien von anfangs fünf und später sieben Jahren gegeben, wenn die Wertentwicklung nicht wie angenommen erfolge. Dieses Risiko sei neben der Provision «mit einem individuellen Aufschlag vergütet worden», schilderte der Sprecher von Achenbach. Teil der Absprache soll nach dpa-Informationen gewesen sein, dass Achenbach bei einer Rücknahme den Kaufpreis mit einer vierprozentigen Verzinsung an Albrecht zurückzahlt.

Berthold Albrecht habe seine Ehefrau in die Geschäfte nicht eingebunden: «Sie war bei den Gesprächen nie dabei», sagte der Achenbach-Sprecher. Albrechts Witwe habe bis heute die Rückkaufgarantien nicht in Anspruch genommen.

Unterdessen prüft die private Sammlung «Rheingold» ihre Verbindungen zu Achenbach. Jeder Ankauf der weit über tausend Werke werde überprüft, sagte die Sprecherin der Sammlergemeinschaft dem «Handelsblatt» (Freitag). Hintergrund seien direkte Auszahlungen an die Achenbach-Kunstberatung GmbH in Höhe von 485 000 Euro zwischen Februar und Mai 2014. «Sie sind ohne Kenntnis der fünf übrigen Gesellschafter und ohne Kenntnis des konkreten Verwendungszwecks erfolgt», sagte die Interim-Koordinatorin der Sammlergemeinschaft, Hedda im Brahm-Droege, dem «Handelsblatt». Achenbach war bis vor wenigen Wochen Geschäftsführer der Sammlung.

Achenbach soll auch den Pharma-Unternehmer Christian Boehringer betrogen haben. Der Kunstberater habe ihm den Schaden erstattet, hatte ein Sprecher Boehringers Anfang Juli mitgeteilt. Ob es weitere Geschädigte gibt, ist bislang unklar.