Wiederaufbau der Garnisonkirche

Kulturschaffende setzen sich für Erhalt von Potsdamer Rechenzentrum ein

Mit einem öffentlichen Aufruf wollen Gegner des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche zumindest einen Erhalt des Kunst- und Kreativhauses Rechenzentrum neben dem wiederaufgebauten Kirchturm erreichen

Ein direktes Nebeneinander der beiden Bauten könne deutsche Geschichte lesbar machen, heißt es in dem "Appell für die Koexistenz von Garnisonkirchturm und Rechenzentrum Potsdam" der von der evangelischen Martin-Niemöller-Stiftung getragenen Initiative "Lernort Garnisonkirche".

Der Appell wurde bereits von mehr als 100 Erstunterzeichnern insbesondere aus dem kulturellen Leben unterschrieben, wie die Initiative am Freitag berichtete. Dazu gehören Filmemacher Andreas Dresen, der Chef der Schlösser-Stiftung, Christoph Martin Vogtherr, und die Intendantin des Potsdamer Hans Otto Theaters, Bettina Jahnke.

Der Sprecher der Stiftung Garnisonkirche, Wieland Eschenburg, verwies darauf, dass die Stadt über die Zukunft des Rechenzentrums entscheiden müsse. "Für einen Teilerhalt des Gebäudes auf städtischem Grund sind Entscheidungen der Stadt Potsdam als Eigentümerin Voraussetzung", meinte er. "Darauf hat die Stiftung keinen Einfluss." Eschenburg lud alle Unterzeichner zu Gesprächen ein, um offene Fragen zu klären.

Im vergangenen Jahr hatten die Stadt und der damalige Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Garnisonkirche, Altbischof Wolfgang Huber, einen Kompromiss ausgehandelt, der den Streit in der Stadtgesellschaft über den Wiederaufbau der einstigen preußischen Militärkirche befrieden sollte: Verzicht auf das Kirchenschiff und stattdessen Bau eines "Hauses der Demokratie" mit einem neuen Plenarsaal für die Stadtverordneten - das ehemalige Rechenzentrum aus DDR-Zeiten sollte ein Teil des Hauses werden. Anfang März hatten die Stiftung und die Fördergesellschaft dagegen erklärt, der Bau neben dem Turm müsse sich nach der Kubatur des früheren Kirchenschiffs richten.

Die Garnisonkirche wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt. Gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche wenden sich mehrere Initiativen, darunter auch christliche. Die Gegner sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er und 1930er Jahren. Die Eröffnung des wiederaufgebauten Kirchturms ist für 2024 geplant.