Documenta- und Biennale-Teilnehmerin

Künstlerin Rebecca Horn stirbt mit 80 Jahren

Ihre Installationen sind doppelbödige Zaubermaschinen und Übungen in Geduld. Nun ist Rebecca Horn, eine der wichtigsten deutschen Künstlerinnen, im Alter von 80 Jahren gestorben

Wie die Galerie Sean Kelly mitteilte, starb Rebecca Horn am Freitag, 6. September. Im Frühjahr diesen Jahres hatte sie ihren 80. Geburtstag gefeiert. Mit ihren vielseitigen Werken in den Medien Film, Skulptur, Performance, Installation und Skulptur gehörte sie zu den wichtigsten deutschen Künstlerinnen ihrer Generation. Oft ging es in ihrer Kunst um die Belebung von Objekten, die zum gleichwertigen und zuweilen unberechenbaren Gegenüber der Betrachter wurden. So konstruierte sie kinetische Skulpturen mit Klavieren, Geigen, Pfeilen oder Federn, die historische und poetische Verweise mit formaler Klarheit kombinieren. Auch ihren eigenen Körper setzte sie immer wieder in Performances und Film ein, so zum Beispiel in ihrem Werk "Einhorn", bei dem sie ein Gestell mit einer langen Stange auf dem Kopf balanciert. 

Rebecca Horn wurde 1944 im Odenwald geboren, studierte Kunst in Hamburg und London. 1972 war sie jüngste Teilnehmerin der Documenta in Kassel. Bis 1981 lebte Horn in New York, später größtenteils in Paris. Gleichzeitig übernahm sie von 1989 bis 2004 eine Professur an der Berliner Hochschule der Künste. Im vergangenen Jahrzehnt wurde sie mit Museumsschauen unter anderem in Tokio, Rio de Janeiro, Sao Paulo, Neu Delhi und Moskau geehrt. Auch auf der Venedig-Biennale war sie zweimal vertreten. Ihren Lebensmittelpunkt verlegte sie vor rund zehn Jahren nach Deutschland zurück und bezeichnete die Arbeit in ihrer Stiftung Moontower Foundation im Odenwald als "Neuanfang". 

2014 wurde sie anlässlich ihres 70. Geburtstags gefragt, ob sie Angst vor dem Altern oder dem Tod habe: Ihre Antwort: "Überhaupt nicht. Ich finde es schön, wenn man älter wird, sich eine Art Landkarte zeichnet, die das Leben schreibt. Und dieser gelebte Fluss trägt weiter. Als Künstlerin lebt man an einer kreisenden Peripherie und macht durch die eigene künstlerische Arbeit ein Geschenk. Auf diese Weise bleibt man mit den Menschen verbunden. Mir hat sehr meine Verbindung zum Buddhismus geholfen. Die Angst vor dem Tod ist wie ein Schleier. Man ist eingebunden in einen Prozess, der immer weitergeht."

"Eine Ausnahmekünstlerin"

Im März dieses Jahres hatten die Foundation und das Land Hessen anlässlich des 80. Geburtstages von Horn eine Zusammenarbeit vereinbart. Die erste Phase umfasst die langfristige Leihgabe einer Gruppe von Skulpturen an das Museum Wiesbaden und die Erstellung eines Werkverzeichnisses ihrer Skulpturen. 

Ministerpräsident Rhein nannte das Lebenswerk Horns einzigartig und visionär. "Mit ihren einzigartigen und vielschichtigen Werken, die Skulptur, Installation, Film und Poesie vereinen, hat sie das Verständnis von Gegenwartskunst und deren Ausdrucksformen nachhaltig geprägt." Ihr unermüdliches Schaffen habe nicht nur die Kunstwelt bereichert, sondern auch die kulturelle Identität Hessens mitgeprägt. "Es erfüllt mich mit Stolz, dass ein bedeutender Teil ihres Lebenswerks im März dieses Jahres in Hessen ein dauerhaftes Zuhause gefunden hat und der Öffentlichkeit zugänglich bleibt", sagte Rhein weiter.

Hessens Kunst- und Kulturminister Timon Gremmels (SPD) teilte mit, Horn habe die deutsche und internationale Kunstszene über Jahrzehnte hinweg tief geprägt. "Sie war eine Ausnahmekünstlerin, die es verstanden hat, mit einzigartigen Installationen, Filmen, poetischen Texten, Zeichnungen und Performances neue künstlerische Perspektiven zu eröffnen."

Zur Zeit ist noch Horns große Retrospektive in München im Haus der Kunst zu sehen. Eine Review dazu lesen Sie hier