War es eigentlich Asterix, der als erster sagte: "Cogito Ergo Sum"? Ach nein, der bemerkte lieber "Alea Iacta est". Heute jedenfalls kommt das Nachdenken über die Existenz mit noch weniger Worten aus als bei Descartes‘ "Ich denke also bin ich". "Io sono" heißt die Skulptur des italienischen Künstlers Salvatore Garau, die gerade bei einem Mailänder Auktionshaus für stolze 15.000 Euro verkauft worden ist, zu Deutsch: "Ich bin". Aber was? In diesem Fall: ein Nichts. Die Skulptur ist nämlich unsichtbar, vulgo: nicht vorhanden. Verkauft wurde lediglich ein Zertifikat, zusammen mit der Anweisung, der Skulptur 150 mal 150 Zentimeter Fläche einzuräumen. Wer möchte, kann ein Quadrat in dieser Größe auf den Boden malen, um der Imagination auf die Sprünge zu helfen.
Garau, der auch mal in einer Rockband Schlagzeug spielte, ist als Maler keineswegs zurückhaltend, er füllt große Leinwände mit kräftigen, breiten, abstrakten Pinselstrichen. Nur seine Skulpturen sind nichts als Luft – was man durchaus als Vorteil verstehen kann. Denn was könnte umweltfreundlicher und leichter zu transportieren sein als eine immaterielle Skulptur?
Trotzdem hat die Auktion des Werks im Mai einige Kritik hervorgerufen – auf die der Künstler wiederum mit Unverständnis reagierte. Angesichts von Millionen Dollar für ein NFT seien 15.000 Euro für eine unsichtbare Skulptur doch wirklich keinen Skandal wert, sagte Garau dem italienischen "Artemagazine". "Ich komme mir vor wie David gegen Goliath. Vielleicht machen meine unsichtbaren Skulpturen den Leuten Angst, weil sie ein Gedanke in ständiger Fluktuation sind, pure Poesie, ganz im Gegenteil zu diesen umweltschädlichen NFTs, die meiner künstlerischen Ethik komplett widersprechen. Es gibt doch bereits so viel Nichts, das als irgendetwas verkauft wird, und niemand bemerkt es." Das Fazit des Künstlers klingt philosophisch: "Vielleicht haben 15.000 Euro für eine Leere mehr Gewicht als mehrere Millionen für eine Fülle."