Immersive Kunst in Dortmund

Spielt mit den Schattenkindern

Das Museum Ostwall in Dortmund widmet sich mit der Schau "Kopfüber in die Kunst" dem Spieltrieb. Dabei setzt es auf erlebnishungrige Besucher, geht aber auch zurück zu den Anfängen der immersiven Installation

Kaum eine Kulturinstitution, die heute nicht mit immersiven Techräumen junges Publikum anlocken möchte. Auch das Dortmunder U weitet sein Angebot auf erlebnishungrige Kinder aus, geht dabei aber zurück zu den Anfängen der immersiven Kunst: Positionen, die sich ursprünglich an ein erwachsenes Publikum richteten, aber auch in Begleitung von Kindern ihre Reize für Jung und Alt entwickeln. 

Den Spieltrieb gemeinsam ausleben lässt sich bei Marinella Pirelli, der italienischen Pionierin der immersiven Räume. Ihr begehbares Gerüst "Film Ambiente" von 1969 besteht aus Ton, Filmprojektionen und transparenten Stoffbahnen. Bewegt man sich durch das flimmernde Labyrinth, hebt man den Blickwinkel der Kamera auf und erweitert zugleich das traditionelle Kinoerlebnis. Aber wie packt man multiple optische Täuschungen in eine gerade mal 14 Minuten lange Erzählung? In der Installation "Chasing Stars in Shadow" von Joon Moon muss man mithilfe einer Lampe nach lichtscheuen "Schattenkindern" suchen, während springende Fische durch die Luft zu fliegen scheinen.

In dem rekonstruierten "Schaumraum" von Ferdinand Spindel von 1969, der mit 1000 Quadratmeter rosafarbenem Schaumstoff ausgekleidet ist, kommt der Tastsinn zum Zuge. In den 1960ern stand Spindel mit der Gruppe Zero im Kontakt und entdeckte den Stoff, den er durch Dehnen und Falten zu lebendig wirkenden Reliefs verarbeitete. Die mit Schülern aufgezeichnete "Sportstunde" von Christian Jankowski verzichtet auf Überwältigungseffekte und begnügt sich mit dem Einsatz von Hula-Hoop-Reifen.

Die technischen Apparate haben zwar ihren großen Auftritt in dieser Schau. Das interaktive Performen über alle Altersunterschiede hinweg gelingt aber erfreulich mühelos, und wer möchte, erweitert sein Wissen um historische Immersionskapseln. Die acht Stationen bieten gleichzeitig einen Blick in die Vergangenheit und die Zukunft.