Kochkolumne von Mohamed Amjahid

Risotto als genusspolitische Entschädigung

Auch gelb, aber keine FDP-Nähe: Safran-Risotto mit Garnelen
Foto: Mohamed Amjahid

Auch gelb, aber keine FDP-Nähe: Safran-Risotto mit Garnelen

Unser Kochkolumnist war im Bundesfinanzministerium essen und traf dort auf zerkochte Pasta und verschiedene FDP-Anhänger. Seitdem möchte er den Kontakt zu der Partei möglichst vermeiden. Und widmet sich lieber Risotto mit Garnelen

Kurz bevor sich die FDP selbst über die Klippe befördert hat, war ich mit einem Freund in der Kantine des Bundesfinanzministeriums in Berlin zum Mittagessen. Das Angebot war wenig überzeugend, und so wichen wir beide auf die Pasta-Bar mit den schlecht gewürzten Saucen aus. Sagen wir mal so: Wenn Christian Lindner die deutsche Finanzpolitik in den vergangenen Jahren nur halb so weich gekocht hat wie die Nudeln auf meinem Teller, dann hat dieses Land ein großes Problem. 

An der Kasse hieß es, dass man meine Kreditkarte in der Kantine des Finanzministeriums nicht akzeptiere. "Dass Christian Lindner freiwillig darauf verzichtet, mein Konto zu plündern, ist schon lustig", die Kassiererin lachte. Ich konnte immerhin bar bezahlen. Digitalisierung first, Bedenken second, FDP never

Mit der überkochten Pasta schlenderten wir im Speisesaal an altdeutschen Bürokraten in Karo-Strickpullovern vorbei, die ihre Nudeln beim ordnungsgemäßen Verzehr zählten; an Hipster-Millennials, die gedankenverloren vor sich hinstarrten und selbst hinterfragten, ob sie die richtigen Entscheidungen im Leben getroffen haben; an Jungliberalen im Praktikum, die voller Elan von einer steilen Karriere wie die ihres Idols Christian Lindner träumen. Diese JuLis wussten noch nicht, dass ihre Partei kurze Zeit später der 0,5-Prozent-Hürde entgegen taumeln würde – mit einem Zirkusdirektor als Parteivorsitzenden, der weiterhin die ahistorische Instrumentalisierung des Wortes "D-Day" in infantilen FDP-Papieren öffentlich verteidigen muss und möchte.

In der Mitte des Saals ergatterten wir zwei freie Plätze an einem Tisch. Mein Freund überreichte mir noch ein Mitbringsel aus seinem Urlaub, und ich fragte laut, ob ich das wohl in Deutschland verzollen müsse. Alle Augen in Hörweite richteten sich skeptisch auf uns. Es war also höchste Zeit, sich aus dem Staub zu machen. Seitdem vermeide ich – so gut es geht – den direkten Kontakt zu FDPlern und JuLis. Auch, wenn sie mich in der Dunkelheit des deutschen Winterwahlkampfs mit ihrem neoliberalen, maskulinistischen und politisch überflüssigen Stuss belästigen wollen. 

Worauf ich aber immer richtig Bock habe, ist dieses Safran-Risotto mit Garnelen, das ich am Tag nach dem Kantinenbesuch als genusspolitische Entschädigung zubereitet habe: 1,5 Liter Gemüse- oder Fischfond erhitzen und eine Prise Safranfäden darin einweichen. In einem großen Topf Olivenöl erhitzen, eine fein gehackte Zwiebel und zwei Knoblauchzehen anschwitzen, 300 g Risotto-Reis hinzufügen und glasig rösten. Die Menge reicht für drei Portionen.

Mit einer Kelle vom Safranfond (Weißwein geht auch) ablöschen, den Fond mit viel Aufmerksamkeit nach und nach unter Rühren zugeben, bis der Reis nach etwa 20 Minuten al dente ist. Bitte nicht à la Lindner zerkochen. Parallel 200 g Gamberetti in einer Pfanne mit Olivenöl kurz anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen. Zum Schluss 50 g Butter und 50 g Parmesan unter das Risotto rühren, die Garnelen untermischen, einige zur Deko auf das Risotto geben, mit Salz, Pfeffer und etwas Petersilie abschmecken. Nach Wunsch mit Parmesan und Basilikum servieren.