Was haben Höfen in Oberfranken, Ekumfi-Ekrawfo in Ghana und Deer Trail in Colorado gemeinsam? Alle drei Dörfer sind Thema in der Ausstellungsreihe "The International Village Show" in der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig (GfZK). Den Blick auf ländliche Lebenswelten richten dort die Künstlerinnen Kathrin Böhm, Wapke Feenstra und Antje Schiffers. 2003 haben sie sich zur Gruppe Myvillages zusammengeschlossen. Seitdem bereisen sie Dörfer in aller Welt und entwickeln gemeinsam mit den Einheimischen Projekte, die manchmal, aber nicht immer etwas mit Kunst zu tun haben.
Zum Beispiel in Sevilla: Dort hat Antje Schiffers die in großer Zurückgezogenheit lebenden Nonnen vom Convento de Santa Paula getroffen und sie gebeten, aus heruntergefallenen Orangen vom Straßenrand Marmelade zu kochen. In der GfZK in Leipzig gab es die andalusische Klostermarmelade dann in einem Automaten zu kaufen. Die Einnahmen gingen zurück an den Konvent.
Alle drei Monate wechselt das Produkt im Verkaufsautomaten, wenn eine neue Ausstellung aus der Reihe den Fokus auf andere Regionen lenkt. Pro Schau treffen zwei unterschiedliche Welten aufeinander: Oberfranken auf Ghana, Colorado auf Friesland und Rumänien, das Leipziger Umland auf Andalusien. In Begleitveranstaltungen probieren die Künstlerinnen gemeinsam mit Besuchern und Protagonisten vom Land aus, wie deutsche Klöße mit afrikanischem Fufu schmecken. Oder sie gehen Wildbeeren sammeln, um selbst Schnaps zu brennen – und den Leipziger Brand später einzureihen in eine ganze Sammlung von hausgemachten Dorfschnäpsen aus aller Welt.
Jetzt im Winter ist Halbzeit in der Ausstellungsreihe, die noch bis Dezember das Gartenhaus der GfZK bespielt. Im Verkaufsautomaten sind Geschirrtücher zu haben, bedruckt mit einem Kalender von 2016. Drinnen im Gartenhaus stapeln sich blaue Fässer; in einem davon zieht der Wildbeerenschnaps durch. Auf einer Anzeigetafel laufen in roter Schrift Nachrichten aus den Dörfern ein: In Brezoi, Rumänien, hat sich die Hausschlange für den Winter unter der Vorratskammer verkrochen. Wenn sie wieder herauskommt, ist es Zeit für neue Dorfkunst in Leipzig.