Die Potsdamer Stadtverordnetenversammlung hat dem von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) ausgehandelten Kompromiss zum Erhalt des Rechenzentrums neben dem wiedererrichteten Turm der Garnisonkirche in der Innenstadt mit knapper Mehrheit zugestimmt. Bei der Abstimmung am späten Mittwochabend gab es 27 Ja-Stimmen, 20 Nein-Stimmen und einige Enthaltungen, wie Stadtsprecher Jan Brunzlow am Donnerstag bestätigte. Um den Wiederaufbau der einstigen Militärkirche gibt es seit Jahren einen erbitterten Streit.
Nun soll mit einer Studie geprüft werden, wie das derzeit als Kreativhaus genutzte Rechenzentrum aus DDR-Zeiten weitgehend erhalten bleiben und mit einem Erweiterungsbau als "Haus der Demokratie" mit einem neuen Plenarsaal für die Stadtverordneten genutzt werden kann. Damit wäre die Wiedererrichtung des historischen Kirchenschiffs ausgeschlossen. Die Stadt will mit der Stiftung Garnisonkirche über ein Erbbaurecht für das Grundstück verhandeln.
"Mir war klar, dass die Suche nach einem Kompromiss, bei dem alle ihre bisherigen Positionen verlassen müssen, sehr schwer wird", sagte Schubert am Donnerstag. "Ich kann nur alle bitten, jetzt gemeinsam an der Machbarkeitsstudie zu arbeiten."
Die Stiftung, die die Wiedererrichtung des Kirchturms betreibt, begrüßte den Beschluss. "Damit bietet sich eine Chance für einen gemeinsam gestaltbaren Verfahrens- und Beteiligungsprozess, aus dem ein starkes Forum für Demokratie und Geschichte hervorgehen kann", teilte die Stiftung mit.
Die Garnisonkirche war im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt worden. Gegen den laufenden Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms wenden sich mehrere - darunter auch christliche - Initiativen. Die Gegner sehen in dem historischen Bau ein Symbol des Militarismus und einen Treffpunkt rechtsnationaler Bewegungen in den 1920er und 1930er Jahren. Sie erinnern auch an den "Tag von Potsdam", als am 21. März 1933 Reichspräsident Hindenburg dem neuen Reichskanzler Hitler vor der Kirche die Hand reichte.