Reiterstandbilder erinnern üblicherweise an sogenannte Kriegshelden oder Herrscher, Napoleon, Karl der Große, Bismarck und wie sie alle heißen. Das Denkmal, das der US-Künstler Kehinde Wiley jetzt auf dem New Yorker Times Square enthüllt hat, darf man insofern als überfälliges Update der Gattung verstehen: Es zeigt einen jungen Afroamerikaner mit Dreadlocks und im Hoodie, der keinen berühmten Namen trägt und statt an eine vermeintliche Heldentat an einen blinden Fleck der Geschichte erinnert.
Es gibt in den USA nur wenige Monumente für Afroamerikaner. Andererseits stehen in zahlreichen Städten aber immer noch Statuen, die an Südstaaten-Generäle aus dem amerikanischen Bürgerkriegs erinnern. In Charlottesville im Bundesstaat Virginia kam es 2017 zu gewaltsamen Ausschreitungen, als die Stadtverwaltung ein Monument von Robert E. Lee – Konföderierten-General und selbst Sklavenhalter – abreißen lassen wollte. Teilnehmer der Proteste waren vor allem Ku-Klux-Klan-Mitglieder, Neonazis und White-Supremacy-Anhänger; ein Rechtsradikaler tötete eine junge Gegendemonstration, als er mit seinem Auto in eine Menschenmenge raste.
Ein breiteres Verständnis davon, was es heißt, Amerikaner zu sein
Kehinde Wiley, der im vergangenen Jahr auch das offizielle Porträt des Ex-Präsidenten Barack Obama malte, erinnerte bei der Einweihung seines Denkmals an die rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville und anderen Städten und sagte: "Wir sagen Ja zu Einschluss. Wir sagen Ja zu einem breiteren Verständnis davon, was es heißt, Amerikaner zu sein." Seine neun Meter hohe Bronze trägt die Inschrift "Rumors of War" – ein Titel, den man angesichts des aktuellen politischen Klimas in den USA als Warnung verstehen darf.
Noch bis Dezember ist Wileys Reiterstandbild in New York zu sehen, danach wird es permanent vor dem Eingang des Virginia Museum of Fine Arts in Richmond installiert. Und möglicherweise neue Debatten entfachen. Den Prachtboulevard von Richmond, die berüchtigte Monument Avenue, säumen zehn Konföderierten-Statuen.