"Spiegel"-Interview

Juliette Binoche: #MeToo-Debatte war notwendig

Für die französische Schauspielerin Juliette Binoche (54) ist die #MeToo-Debatte so wichtig wie die feministische Bewegung in den 70er Jahren

"Wir sind noch nicht am Ende", sagte Binoche dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Es gebe immer noch eine Art von Rassismus gegenüber Frauen. "Bemerkungen können sehr verletzend sein." Viele Männer machten sich das nicht klar, weil ihnen nicht bewusst sei, wie sehr sich Frauen über Generationen unterordnen mussten. "Ich reagiere sofort auf Machobemerkungen, da schlage ich umgehend zurück."

Binoche ("Der englische Patient", "Chocolat") ist dieses Jahr Jurypräsidentin bei der Berlinale, die am 7. Februar beginnt. Zur "Nobody's Doll"-Aktion von Schauspielerinnen im vergangenen Jahr, sich bei der Garderobe keinen Zwängen zu unterwerfen, sagte sie: "Das klingt sehr vernünftig. Hohe Schuhe können sehr wehtun, und Korsettkleider werden nach drei Stunden sehr ungemütlich."

Sie würde sich gern von gewissen Konventionen befreien, aber merke, dass sie das noch nicht könne. "Ich habe durchaus Achtung vor der Arbeit eines Stylisten, den Farben, den Formen, die er vorschlägt. Es ist ein wenig wie im Märchen, es sind Momente, in denen ich Lust habe, eine Frau zu sein. Auch wenn ich mich inzwischen weigere, Zwölf-Zentimeter-Absätze zu tragen."

Der rote Teppich gehöre zu ihrem Beruf. Es sei ein Ritual, das Stars erst zu Stars mache. "Es verschafft mir aber auch Aufmerksamkeit, Macht. Man hört mir zu, wenn ich mich zu Themen äußere, die mir wichtig sind."