Palmöl, ein in Verruf geratener Rohstoff, stapelt sich in Form lachsfarbener Briketts im Lagerregal. Julian Charrière hat das Fett in solide Formen gepresst und zwischendurch die Gradzahl hochgedreht, um einige Briketts in einen matschigen Zwischenzustand zu versetzen. "Es schmiert und rutscht, und es fällt", wie der Künstler sagt.
Der 1987 geborene Schweizer, der sich einen Namen als Alchemist und Expediteur gemacht hat, zeigt seine neueste Arbeit in Mainz über drei Hallen wie ein Triptychon.
Der Titel "An Invitation to Disappear" bezieht sich auf den Ausbruch des indonesischen Tambora-Vulkans im Jahr 1815, der Folgen für das gesamte Weltklima hatte. Große Zusammenhänge interessieren Charrière, weil sie so weit über jeden Einzelnen hinausweisen, dass er sie nicht wahrnimmt.
Oft führt in seinen Arbeiten eines zum anderen: Auf einer Expedition zum Vulkan entdeckte er die endlosen Reihen an Ölpalmenplantagen, die er nun zum Anlass für seine dreigeteilte Installation nimmt. Neben Palmfett in verschiedenen Aggregatzuständen kommen Found-Footage-Film, eigene Videoaufnahmen und Staubpartikel zum Einsatz: Mit Sprühkleber wurde eine komplette Wand collagiert und in zahllosen Durchgängen mit Regenwald-Asche bestäubt, bis sich ein Bild herausschälte.
Im dritten Raum flimmern Aufnahmen von einem menschenlosen Rave, den der Künstler vor Ort initiiert hat. Grelle Lichter zucken zu dröhnenden Beats durch die abgefilmten Endlosreihen der Ölpalmen, nur die Partygäste fehlen. Im tropischen Grün erscheint das stampfende Spektakel als morbide-anziehender Kontrast; hier Menschengemachtes, dort natürlich Gewachsenes. Doch das Bild geht nicht auf. Diese Plantage, meint Charrière, sei keine Natur. Nicht mehr jedenfalls als seine künstlerischen Interventionen auf Eisgletschern, im atomar verseuchten Bikini-Atoll oder hier im Palmenhain auf der indonesischen Vulkaninsel.