Jugendkuratorium "New Perceptions"

Jugendliche kuratieren Ausstellung in der Kunsthalle Bremen

Neue Perspektiven in alten Museen: In der Kunsthalle Bremen entscheidet ein Jugendkuratorium bei der Ausstellungsgestaltung mit

Verbreitet sind Jugendbeiräte noch nicht. Die Kestner Gesellschaft in Hannover und die Hamburger Kunsthalle, zwei anerkannte Kunsthäuser, teilen beispielsweise auf Anfrage mit, dass sie keine Jugendkuratorien haben. Sie binden junge Menschen auf andere Weisen ein. Und doch zeigen die Beispiele: Es gibt eine Entwicklung, dass junge Menschen in alten Museen mehr und mehr mitreden dürfen.

In der Kunsthalle Bremen sitzt neben Co-Kuratorin Smailes Paul-Nikos Günther, 19 Jahre alt. Günther ist Mitglied von "New Perceptions" (zu Deutsch: "neue Sichtweisen"), dem Jugendkuratorium der Kunsthalle Bremen. Auf die Gruppe wurde Günther aufmerksam, weil im Spanisch-Unterricht eine Mitschülerin davon erzählte. Das Kuratorium trifft sich einmal in der Woche. Etwa bis ein Dutzend Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien es üblicherweise.

"Es wiederholen und wiederholen sich immer wieder dieselben Perspektiven, bis man es nicht mehr sehen kann", kritisiert Günther im Gespräch. Der männliche, weiße und wohlhabende Blick sei in den Kunstinstitutionen dominant. "Wir fordern auch, dass Museen, die eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe haben, genau das tun: eine Gesamtgesellschaft abbilden." Wie kann das gelingen?

Die Gruppe will weitermachen

"Indem wir künstlerische Positionen auswählen, die uns glaubwürdig erscheinen", sagt Co-Kuratorin Smailes. Die Ausstellung zeigt die norwegischen Fotografinnen Bolette Berg und Marie Høeg, die schon vor mehr als 100 Jahren mit Geschlechterklischees brachen. Shintaro Kagō ist Teil der Ausstellung, ein japanischer Manga-Zeichner, der Schulmädchen in seinen Werken in Körperteile zerlegt. Und der französische Künstler Clément Cogitore, der sich mit dem Straßentanz Krumping auseinandersetzt.

Die Künstlerinnen und Künstler, deren Werke die Ausstellung zeigt, sind teils von den etatmäßigen Kuratorinnen vorgeschlagen worden, teils hat das Jugendkuratorium Empfehlungen unterbreitet. Gemeinsam wurde diskutiert und abgestimmt. "Für mich persönlich ist der Prozess, in dem diese Ausstellung entstanden ist, am Ende fast wertvoller als die Ausstellung", sagt Günther.

Es bestehe die Überlegung, dass das Jugendkuratorium während der Ausstellung Workshops veranstalte, sagt Günther. Zwar sei zunächst keine neue Ausstellung geplant. Aber die Gruppe wolle weitermachen.