"Alles, was ich getan habe, habe ich getan, weil irgendjemand es tun musste", sagte Jonas Mekas einmal. Ein einfaches Resümee für ein fast unglaubliches Lebenswerk. Mekas, an Heiligabend 1922 in Litauen geboren, von den Nazis als Zwangsarbeiter verschleppt, kam gemeinsam mit seinem Bruder 1949 als displaced person nach New York. Der ehemalige Philosophiestudent lieh sich Geld für eine Kamera und begann ein Experiment: Filmtagebuch führen. Weil zu den neuen Avantgarden aber die passende Kritik fehlte, erfanden die Mekas-Brüder Nordamerikas wichtigste Kinozeitschrift "Film Culture". Und Jonas Mekas gründete schließlich noch eine Institution, die das Erbe bewahrte, die Anthology Film Archives.
In den 60er-Jahren war Mekas bei allem dabei, was die New Yorker Szene ausmachte. Er filmte Warhol und die Factory beim Feiern, Yoko Ono und John Lennon beim Bed-in, George Macunias bei seinen Fluxus-Aktionen und dazu seine Familie, Freunde, die Jahreszeiten, die Natur. Bis zuletzt fing er die Gegenwart ein, hielt obsessiv neue Momente fest. Den analogen Film liebte er, trotzdem nutzte er die Möglichkeiten der Neuen Medien. Ein ganzes Jahr lang veröffentlichte er täglich einen Tagebucheintrag im Netz, ständig postete er neue Werke auf seiner Website.
Mekas hat seine Werke in vielen internationalen Museen und Ausstellungshäusern präsentiert, anlässlich seines 90. Geburtstags etwa in der Londoner Serpentine Gallery oder in einer Retrospektive im Centre Pompidou in Paris. Seiner einflussreichen "Film Culture"-Zeitschrift widmet sich vergangenen Sommer in Berlin ein ganzes Festival, vorab gab Mekas Monopol eines seiner letzten Interviews.
Als Filmer sei er eine Art Anthropologe geworden, sagte der Künstler einmal. Wenn er die kleinen Momente des Lebens festhält, steht der Teil immer für ein Ganzes. Sein Fazit war versöhnlich: Eine jüngere Arbeit hieß "Outtakes From the Life of a Happy Man".
Jonas Mekas ist am Morgen des 23. Januar in New York gestorben.