Mutter-Tochter-Beziehungen gelten als konfliktreich. Sie stellen nun gemeinsam mit Ihrer Mutter aus, im Augustinermuseum Freiburg. Warum?
Um das private Verhältnis zwischen Mutter und Kind geht es hier gar nicht. Ich finde es zunächst großartig, mit meinen Eltern in Verbindung zu sein – in Bezug auf das, was im Hier und Jetzt passiert. Nach einer Möglichkeit, mit meiner Mutter auszustellen, habe ich schon lange gesucht. Wir haben zugegriffen, als das Angebot aus meiner Geburtsstadt kam. Ich finde die Arbeiten meiner Mutter sehr interessant, sie wurden allerdings nicht so häufig gezeigt wie meine. Das Augustinermuseum bietet eine Perspektive darauf, wie unsere Werke zusammenhängen. Wir arbeiten in zwei verschiedenen Räumen, die durch eine Treppe verbunden sind. Barbara Grosse hat 20 sehr große Kaltnadelradierungen hergestellt, und die Blätter werden wie papierne Wände eines Labyrinths frei in den oberen, hohen und weiten Raum gehängt. Meine eigene Arbeit besteht aus 25 unterschiedlich großen, amorphen Formen, die zusammen eine Art Feld zerborstener Teile bilden. Die habe ich mit Spraydose und Pinsel bemalt. Die Malspuren überziehen auch Boden und Wände.
Wie Sie das beschreiben, kommt einem das „Eismeer“ von Caspar David Friedrich in den Sinn.
Stimmt, es wirkt ein wenig so. Mit dem Unterschied, dass meine Arbeit stark farbig ist. Violett, blau, grün, mit großen, weichen Bewegungen. Die Arbeit von meiner Mutter ist ganz scharf, mit stark gebündelten Strukturen.
Wer kuratiert hier eigentlich wen?
Keine die andere. Es ist ein Geben und Nehmen. Wir haben uns schon immer wieder über unsere Arbeiten ausgetauscht. Wenn ich meine Mutter besuche, erzählt sie mir, wo sie steht, an was sie gerade arbeitet. In der konkreten Ausstellung beziehen wir uns aufeinander, und ich denke, es entsteht auch eine gewisse Reibung. Jede von uns tobt sich aus.
Wären Sie ohne ihre Mutter Künstlerin geworden?
Sie hat mich jedenfalls in meinem Wunsch bestärkt. Und sie hat mich in einem entscheidenden Moment angeregt, malen zu gehen. Ich war ungefähr 18, als sie eine Zeichnung auf meinem Schreibtisch gesehen hat und mir vorschlug auf eine Exkursion mitzufahren, die sie als Dozentin leitete. Da saß ich dann auf einem Feld und habe zum ersten Mal einen Baum gemalt. Danach ging alles wie von alleine weiter. Nach der Exkursionswoche habe ich mich für die Akademie in Münster vorbereitet.
Bis 17. Oktober 2010, eine Ausstellung des Museums für Neue Kunst in der neueröffneten Ausstellungshalle der Städtischen Museen Freiburg im Augustinermuseum
Katharina Grosse