Diskussion in Weimar

Jan Böhmermann: Politischer Protest verändert sich

Der Satiriker Jan Böhmermann diskutiert mit jungen Aktivisten in Weimar über politisches Engagement. Man ist sich einig: Die Protestformen bei jungen Menschen verändern sich

Massenweise Schüler, die für Klima-Proteste die Schule schwänzen und politische Videos im Internet: Am Abend der Europawahl hat der Satiriker Jan Böhmermann mit jungen Aktivisten über politisches Engagement diskutiert. Vor allem die Digitalisierung führe dazu, dass der Protest von Jugendlichen heute anders aussehe als früher, sagte Böhmermann am Sonntag in Weimar.

"Das Internet ist der Ort des wichtigsten gesellschaftlichen Diskurses", erklärte der 38-Jährige. Böhmermann bezog sich dabei unter anderem auf das viel diskutierte Anti-CDU-Video des Youtubers Rezo. In dem Video wirft der Youtuber der CDU unter anderem vor, beim Klimawandel untätig zu sein und Politik für Reiche zu machen. Am Sonntagabend - acht Tage nach dem Erscheinen - hatte das Video über 11 Millionen Aufrufe.

"Da setzt sich ein Typ hin, Mitte 20, und macht 55 Minuten lang einen inhaltlichen Angriff gegen eine Partei, und die ist überhaupt nicht in der Lage, das so ein kleines bisschen zu parieren", sagte der Satiriker.

Böhmermann sprach mit der Schülerin Jil-Marie Bamberger, die bei einer Demo von Populisten in Bielefeld eingriff sowie mit Max Reschke, der Proteste gegen Rechtsrockkonzerte in Apolda organisiert sowie mit dem jüdischen Rapper und Youtuber Ben Salomo aus Berlin.

Dabei ging es auch um die "Fridays for Future"-Klimaproteste, die jede Woche massenweise Schüler auf die Straße bringen. "Ich sehe da jetzt gerade eine Generation auf der Straße, die hoffentlich dann mal ihren Kindern sagen wird, da waren der Papa und die Mama auch dabei", sagte Reschke. Vergangenen Freitag hatten sich nach Angaben der Organisatoren allein in Deutschland 320 000 Menschen an den Protesten beteiligt.

"Es ist ein neuer Sheriff in der Stadt und der heißt Zivilgesellschaft", sagte Böhmermann. Es sei wichtig, sich in die Gesellschaft einzubringen - doch dafür müsse man in keine Partei eintreten, waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. Die Veranstaltung im Deutschen Nationaltheater war eine Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.