Tel Aviv Museum Of Art im Gropiusbau

Israel in Berlin

Im Berliner Gropiusbau entfaltet das Tel Aviv Museum Of Art seine komplexe Geschichte

Man kann die Präsentation des Tel Aviv Museum of Art im Berliner Martin-Gropius-Bau als eindrucksvollen Blockbuster verstehen: mit kapitalen Werken von Max Beckmann und Marc Chagall, Edgar Degas und Wassily Kandinsky, mit verschobenen Frauengesichtern von Picasso, ernsten Mädchen von Egon Schiele, einer schlanken Bronze von Alberto Giacometti und Drippings von Jackson Pollock. Doch die Geschichte, die die "Jahrhundertzeichen"-Schau zum 50-jährigen Jubiläum der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel erzählt, geht darüber hinaus. Der erste Direktor des 1932 gegründeten Museums, Karl Schwarz, flüchtete vor den Nazis aus Berlin. Und die Basis der Institution wurde von jüdischen Sammlern gelegt, die ihre Werke rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.

So schieben sich beim Rundgang durch die Schau viele Ebenen übereinander: Berliner Boheme-Szenen, gezeichnet von Beckmann, und die modernistische Bauhaus-Architektur der Villa, in der das Museum zunächst untergebracht war, Exil und Neuanfang sowie neue Vertreibung. Sie findet gleich zu Beginn der Schau in einem Video des 1981 in Jaffa geborenen Raafat Hattab eine Metapher: Der Künstler wässert und pflegt zärtlich einen Olivenbaum, palästinensisches Nationalsymbol, der einbetoniert mitten in Tel Aviv steht.

In jedem Raum ergänzt ein zeitgenössisches Werk eines israelisches Künstler die Präsentation, in der Mehrheit sind es Videoarbeiten. Und als ob sie gar nicht anders könnten in dem komplizierten Land, drehen diese Videos immer weiter an der Fiktionalitätsschraube. Nir Evron filmte ein (echtes) Luxushotel ohne Gäste in Ost-Jerusalem, Tamir Zadok imaginiert ein vom Festland durch einen Graben abgetrennten Gazastreifen als Freizeitresort. Am verwirrendsten ist immer noch Yael Bartanas monumentale Trilogie über die Rückkehr der Juden nach Polen. "Mit nur einer Kultur können wir nicht fühlen", heißt es in einem Manifest, das die Filme begleitet. Fiktiv natürlich. Aber deswegen nicht weniger wahr.