Herr Spiegler, dürfen Sie als Messechef eigentlich Kunst kaufen?
Mein Vertrag verbietet es nicht, aber ich kaufe trotzdem keine Kunst. In meiner Rolle vertrete ich ja alle Galerien und ihre Künstler. Wenn ich Kunst sammelte, hätte ich privates Interesse an einigen Künstlern, und auch wenn dies meine Arbeit nicht beeinflussen würde, so könnte es doch in diese Richtung interpretiert werden. Aber ich habe das große Glück, ständig von großartigen Künstlern umgeben zu sein – das vermisse ich dann bei mir zu Hause nicht.
Sie arbeiten seit 2007 für die Art Basel. Wie hat sich der Kunstmarkt seither verändert?
Drastisch! In der letzten Dekade habe ich drei große Veränderungen beobachtet. Erstens die Globalisierung des Kunstmarkts, den neue Akteure aus allen möglichen Richtungen betreten haben. Das zweite ist eine ungemeine Beschleunigung. Sammlungen zum Beispiel werden heute viel schneller aufgebaut, gerade auch in Asien. Und Künstler kommen in kürzester Zeit zu internationaler Bekanntheit. Was zum dritten Punkt führt: die Digitalisierung, die die Art und Weise, wie wir Künstler entdecken und ihre Arbeit verfolgen, stark verändert hat. Als ich 2007 anfing, betrachtete man das Digitale als Konkurrenz zu Messen. Heute sehen wir das anders. Wir waren die erste Messe mit einer App und Auftritten bei Facebook und Twitter. Diese Plattformen sind sehr wichtig für uns, genau wie Instagram.
Wofür braucht es in Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung überhaupt noch Kunstmessen?
Keine digitale Plattform kann den Messebesuch ersetzen. Echte Sammler wollen eine Arbeit sehen, bevor sie sie kaufen, selbst wenn sie den Künstler und die Galerie kennen. Und Galeristen wollen ihre Beziehungen zu neuen und bestehenden Kunden ausbauen – und diese Art Kontakt läuft nicht übers Smartphone.
Was sind die Höhepunkte in diesem Jahr?
Immer toll, und in diesem Jahr ganz besonders, ist die Unlimited mit Arbeiten, die den Rahmen einer traditionellen Kojenpräsentation sprengen. Großartig wird sicher der von Samuel Leuenberger kuratierte Parcours, der sich auf Gebäude und Plätze in der Altstadt rund um den Münsterplatz erstreckt. Ich freue mich sehr auf Oscar Tuazons Installation "Zome Alloy" auf dem Messeplatz, die sich mit dem utopischen Architekten Steve Bear befasst.
Sie sind großer Electronica-Fan. Wer wäre Ihr Lieblings-DJ für die Abschlussparty der Art Basel?
Es ist natürlich stimmungsabhängig, aber hier eine grobe Auswahl: Kellerkind, Ellen Allien, Black Coffee, Dixon, Davide Squillace, Josz Le Bon, Sonja Moonear und Ricardo Villalobos. Dazu Live-Sets von The XX, Crystal Castles, FKA Twigs, Golden Boy, LCD Soundsystem, Die Antwoord und Mø. Vielleicht müssen wir für diese Party aber noch einen Tag an die Messe dranhängen ( ;-)}