Normalerweise wollen Architekt:innen Häuser bauen. Doch statt Häuser zu entwerfen, entwickelte Van Bo Le-Mentzel zunächst eine Anleitung, wie man sich selbst mit Materialien aus dem Baumarkt Möbel konstruieren kann, die höchsten Designansprüchen gerecht werden. Er nannte sie Hartz-IV-Möbel, weil gutes Design eben nicht nur der Oberschicht vorbehalten sein sollte. Inzwischen sind seine Möbel auch in Museumssammlungen zu sehen, und seine Workshops werden auch von Unternehmen gebucht, um Manager:innen eine neue Erfahrung zu ermöglichen.
"Früher hätte ich so was total abgelehnt", erklärt Le-Mentzel den beiden Monopol-Podcastern Friedrich von Borries und Torsten Fremer, "aber inzwischen bin ich offener geworden." Schließlich will er die Gesellschaft verändern, und dafür braucht es viele Partner:innen. Auf die Hartz-IV-Möbel folgten Tiny-Houses, die von ihm aber nicht als Eskapismus aus dem urbanen Alltag gedacht waren, sondern als Möglichkeit, Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben, ein Zuhause zu geben. Doch der Ansatz scheiterte, denn, wie Le-Mentzel offen eingesteht, "Menschen, die obdachlos sind, brauchen ein richtiges Zuhause – und nicht eine mobile Unterkunft, die dann doch Unsicherheit vermittelt."
Die Offenheit, eigene Positionen zu überdenken, macht Le-Mentzel nicht nur sympathisch, sondern hilft auch, sich weiterzuentwickeln. Denn jetzt plant der Architekt doch ein Haus, in dem Menschen auf neuartige Weise zusammenleben können. Seine Ideen und Projekte für die Weiterentwicklung von Stadt, Architektur und Design versteht er nicht als Endprodukte, sondern als Teil eines materiellen und ideellen Kreislaufes.
Und weil der Podcast "Fantasiemuskel" sich nicht nur für gesellschaftliche Fragestellungen und innovative Lösungsansätze interessiert, sondern auch für die Menschen, die sie vorantreiben, erfahren die Zuhörer:innen dieser Folge von Van Bo Le-Mentzel auch, warum er im Moment wenig Kontakt zu seinen Vettern und Kusinen in Laos hat, wie die Wohnung aussieht, in der er mit seiner Frau und den gemeinsamen drei Kindern wohnt, warum er sich nach ökonomischer Sicherheit sehnt, aber dann doch nicht Lehrer geworden ist.
Hören Sie die 36. Folge von "Fantasiemuskel", dem Monopol-Podcast für Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen bekannten Plattformen, oder direkt hier. Dazu bitte Inhalte aktivieren: