Die beiden Künstlerinnen, in Oslo und Wien geboren, respektieren zwar den abgesteckten Raum der Leinwand, doch innerhalb des viereckigen Rahmens sind ihre Bilder keine flachen Einheiten, sondern vielmehr vielschichtige Plastiken aus Textilien, Farbreliefs und Alltagsgegenständen.
Im Kunstverein Braunschweig, der in einer prunkvollen Unternehmervilla aus dem frühen 19. Jahrhundert residiert, dürfen die beiden nun ein wenig Unruhe in die strenge Komposition der Architektur bringen. Wenn die Eltern nicht da sind, verrücken die Kinder die Möbel und malen die Wände an. Ida Ekblad, die in ihren Farbexplosionsbildern Graffiti, Collagetechniken und expressive Pinselwirbel zusammenbringt, fügt sich überraschend selbstverständlich in die klassizistischen Räume ein.
Ihre Reliefs aus aufgequollener Plusterfarbe korrespondieren in ihrer Struktur mit den Stuckleisten an der Decke, und die geometrischen Muster, die ihren Comicfiguren in den quietschbunten Farblandschaften ein wenig Halt geben, finden sich im Parkettboden wieder.
Während Ida Ekblad mit ihren Cartoon-Helden und Street-Art-Anleihen fast schon trotzig auf Kitsch und "Low Art"-Einflüsse verweist, behandelt Leda Bourgogne ihre Leinwände wie Körper. Sie bespannt sie mit Kleidungstücken, legt ihnen Fetischmaterialien wie Latex und Leder an und gibt ihnen Öffnungen, durch die sie zu atmen, zu empfinden und zu provozieren scheinen.
Die Verletzungen, die sie ihren Bildern zufügt, versucht die Künstlerin durch Reißverschlüsse oder Nähte wieder zu heilen. Handarbeit, Medizin und Erotik liegen in ihrer Arbeit eng beieinander.
Obwohl die beiden Werkgruppen der Künstlerinnen konzeptuell viel gemeinsam haben und als Dialog angekündigt sind, findet ein wirklicher Austausch zwischen den Positionen nicht statt. Die Räume sind jeweils klar einer der beiden zugeordnet, die Hängung hält die Werke voneinander getrennt. Beim Verlassen der Villa Salve Hospes hat man eher das Gefühl, zwei Einzelausstellungen gesehen zu haben – wenn auch zwei gute.