Die deutsche Medienkünstlerin Hito Steyerl hat sich in die Debatte um die umstrittene Mäzenenfamilie Sackler eingeschaltet. Auf der Pressekonferenz ihrer Ausstellung "Power Plants" in der Serpentine Sackler Gallery in London stellte sie eine App vor, mit der der Namensschriftzug über dem Museumseingang auf dem Smartphone-Bildschirm verschwindet. Durch die Augmented-Reality-Arbeit nimmt sie eine Forderung von Aktivisten auf, die sich für die Entfernung des Namen Sackler aus Kulturinstitutionen einsetzen.
Die Familie steht in der Kritik, weil sie ihr Geld unter anderem mit dem opiathaltigen Schmerzmittel OxyContin gemacht hat. Das Präparat, das extrem süchtig macht, wird für die Drogenkrise in den USA mitverantwortlich gemacht. Der Protest gegen Fördergelder der Sacklers in der Kunst wird unter anderem von der Fotografin Nan Goldin angeführt, die selbst abhängig von Schmerzmitteln war.
Hito Steyerl appellierte an die Kunstwelt, sich aufzuraffen und die juristischen Bande mit den Sacklers zu lösen. Inzwischen haben Museen in den USA, Großbritannien und Deutschland erklärt, künsftig kein Geld mehr von der Familie anzunehmen. Auch die Sacklers selbst haben ihre Kunstförderung vorerst eingestellt.
"Wenn wir dieses Problem nicht thematisieren und diese kriminellen Aktivitäten weiter die Kunstwelt infiltrieren dürfen, wird das langfristige Konsequenzen haben", sagte Steyerl in London. Ihre App sei eine Möglichkeit, durch künstliche Intelligenz in eine Zukunft zu schauen, in der das Problem nicht mehr existiere.
Die Serpentine Gallery hat ebenfalls angekündigt, kein Geld mehr von den Sacklers anzunehmen. Eine Umbenennung des Baus im Hyde Park sei jedoch nicht geplant. In Hito Steyerls Ausstellung "Power Plants" geht es um Machtstrukturen und Zukunftsvisionen. Neben Videoinstallationen gehört dazu auch eine App, mit der sich durch Datensätze die soziale Ungleichheit in der Nachbarschaft nachvollziehen lässt.