Die Geschröpfte: Mit der Unsicherheit nimmt der Mainstream zu, aber auch das
Experiment
Schon seit einigen Jahren ist an der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK) viel in Bewegung. In relativ kurzer Zeit dankte ein Großteil des Lehrkörpers ab: Mit Franz Erhard Walther und Claus Böhmler sind 2005 die letzten Altvorderen gegangen, zuvor schon verließen Stanley Brouwn, B.J. Blume, Jochen Hiltmann die Schule. Auch Jüngere gingen: BogomirEcker etwa wechselte nach Braunschweig, Eran Schaerf verläßt Hamburg zum nächsten Semester. Ein normaler Wandel, sagen die einen. Anlaß für Unruhe und Unsicherheit, meinen andere. Personelle Entscheidungen würden verschleppt, Stellen häufig provisorisch mit Gastprofessuren besetzt. Immerhin: Gerade kurzzeitige Lehraufträge sorgten oft für starke Außenimpulse. Und Hochschulpräsident Köttering kämpft trotz Sparzwang um Komplettbesetzung. Wiebke Siem ist seit 2002 dabei, es folgten Andreas Slominski, Marie José Burki und zuletzt Norbert Schwontkowski. Thomas Scheibitz ist gegenwärtig Gastprofessor. Auch wenn sich mittlerweile also manches zu fügen scheint, das Gefühl der kurzen Perspektiven prägt die Atmosphäre noch immer. Das zeigt die jüngste Jahresausstellung: Mit der Unsicherheit nimmt einerseits der Mainstream zu – doch zugleich sind auch Experiment, Eigensinn und ausgereifte Einzelpositionen viel häufiger zu finden.
Eine Stärke Hamburgs ist zur Zeit die Malerei: Werner Büttner prägt das Genre seit Jahren, Gastprofessorin Anna Gudjónsdóttir
hat viel bewirkt, bevor Schwontkowski kam. Und der ist offensichtlich ein Gewinn! Man sieht in seiner Klasse Eigenständigkeit und Vielfalt. Inga Kaehlke etwa: Sie entwickelt naturhafte Sujets in malerisch virtuoser Auflösung, durch die das Bild ins Ahnbare, die Malerei ins Materialhafte gelenkt wird. Füchse im Kieferngrund, Nutrias auf Waldlichtungen – doch die traulichen Viecher sind hier mehr fremde Kreatur, die Szenen nehmen sich kühl und antiromantisch aus. Malerisch hat Kaehlke einen eigenen Ton, der am ehesten noch an Vuillard erinnert. Willem Julius Müller, Büttner-Schüler, pflegt entschieden Ruinen-Romantik, die er in nächtlich fehlfarbenen Tönen stark herunterkühlt. Industriearchitektur des vorletzten Jahrhunderts steht da fremd in menschenleerer Landschaft, die wuchernd ihrerseits Terrain zurückerobert. Eine facettenreiche und zugleich eigenartig flache Malweise – doch gerade das wirkt überzeugend. Dennis Scholl aus der Klasse Slominski entwickelt komplexe, hyper-surrealistische Zeichnungen. Da können sich schon mal Menschen und Kühe schwere-, richtungslos und eng auf einem schwebenden Gesteinsbrocken tummeln. So ein minutiös gezeichnetes Szenario arrangiert er mit Fotos, Skizzen, Kopien ganz anderer Kontexte zu einem reduzierten, raffinierten Flechtwerk der Bezüge. Sie führen weg vom assoziativen Appeal der Zeichnung und öffnen das Spiel mit Motivvariationen.
Außerdem in diesem Spezial:
Kunstakademie Karlsruhe
Städelschule Frankfurt
Kunsthochschule Kassel
HBK Braunschweig
Kunstakademie München
UDK Berlin
HfbK Dresden
Schon seit einigen Jahren ist an der Hamburger Hochschule für bildende Künste (HfbK) viel in Bewegung. In relativ kurzer Zeit dankte ein Großteil des Lehrkörpers ab: Mit Franz Erhard Walther und Claus Böhmler sind 2005 die letzten Altvorderen gegangen, zuvor schon verließen Stanley Brouwn, B.J. Blume, Jochen Hiltmann die Schule. Auch Jüngere gingen: BogomirEcker etwa wechselte nach Braunschweig, Eran Schaerf verläßt Hamburg zum nächsten Semester. Ein normaler Wandel, sagen die einen. Anlaß für Unruhe und Unsicherheit, meinen andere. Personelle Entscheidungen würden verschleppt, Stellen häufig provisorisch mit Gastprofessuren besetzt. Immerhin: Gerade kurzzeitige Lehraufträge sorgten oft für starke Außenimpulse. Und Hochschulpräsident Köttering kämpft trotz Sparzwang um Komplettbesetzung. Wiebke Siem ist seit 2002 dabei, es folgten Andreas Slominski, Marie José Burki und zuletzt Norbert Schwontkowski. Thomas Scheibitz ist gegenwärtig Gastprofessor. Auch wenn sich mittlerweile also manches zu fügen scheint, das Gefühl der kurzen Perspektiven prägt die Atmosphäre noch immer. Das zeigt die jüngste Jahresausstellung: Mit der Unsicherheit nimmt einerseits der Mainstream zu – doch zugleich sind auch Experiment, Eigensinn und ausgereifte Einzelpositionen viel häufiger zu finden.
Eine Stärke Hamburgs ist zur Zeit die Malerei: Werner Büttner prägt das Genre seit Jahren, Gastprofessorin Anna Gudjónsdóttir
hat viel bewirkt, bevor Schwontkowski kam. Und der ist offensichtlich ein Gewinn! Man sieht in seiner Klasse Eigenständigkeit und Vielfalt. Inga Kaehlke etwa: Sie entwickelt naturhafte Sujets in malerisch virtuoser Auflösung, durch die das Bild ins Ahnbare, die Malerei ins Materialhafte gelenkt wird. Füchse im Kieferngrund, Nutrias auf Waldlichtungen – doch die traulichen Viecher sind hier mehr fremde Kreatur, die Szenen nehmen sich kühl und antiromantisch aus. Malerisch hat Kaehlke einen eigenen Ton, der am ehesten noch an Vuillard erinnert. Willem Julius Müller, Büttner-Schüler, pflegt entschieden Ruinen-Romantik, die er in nächtlich fehlfarbenen Tönen stark herunterkühlt. Industriearchitektur des vorletzten Jahrhunderts steht da fremd in menschenleerer Landschaft, die wuchernd ihrerseits Terrain zurückerobert. Eine facettenreiche und zugleich eigenartig flache Malweise – doch gerade das wirkt überzeugend. Dennis Scholl aus der Klasse Slominski entwickelt komplexe, hyper-surrealistische Zeichnungen. Da können sich schon mal Menschen und Kühe schwere-, richtungslos und eng auf einem schwebenden Gesteinsbrocken tummeln. So ein minutiös gezeichnetes Szenario arrangiert er mit Fotos, Skizzen, Kopien ganz anderer Kontexte zu einem reduzierten, raffinierten Flechtwerk der Bezüge. Sie führen weg vom assoziativen Appeal der Zeichnung und öffnen das Spiel mit Motivvariationen.
Außerdem in diesem Spezial:
Kunstakademie Karlsruhe
Städelschule Frankfurt
Kunsthochschule Kassel
HBK Braunschweig
Kunstakademie München
UDK Berlin
HfbK Dresden