Harald Falckenberg zum 80. Geburtstag

Fernab aktueller Parolen

Harald Falckenberg bei der Wim Wenders Ausstellung in den Phoenix Höfen der Deichtorhallen in Hamburg
Foto: Actionpress

Harald Falckenberg bei einer Pressekonferenz 2012 in Hamburg

Er ist Sammler, Mäzen, Essayist, Verleger: Harald Falckenberg prägt Hamburgs und Deutschlands Kunstbetrieb gleich auf mehreren Ebenen. Jetzt wird er 80 Jahre alt

Die meisten Menschen denken wahrscheinlich nicht so häufig über Tankstutzen nach. In der deutschen Kunstwelt spielen sie allerdings keine unwesentliche Rolle. Nämlich immer wenn von Harald Falckenberg die Rede ist, der mit einen Patent auf diese Einfüllvorrichtung am Auto sein Vermögen gemacht hat – das er dann wiederrum als Sammler von Gegenwartskunst vor allem aus Deutschland und den USA gut anlegte.

Dass ausgerechnet ein promovierter Hamburger Jurist und Unternehmer sich für Kunst begeistert, die dreckig, komisch, laut und hässlich ist, klingt wie ein Widerspruch. Doch Falckenberg hat keinen hanseatischen Dünkel. In den Harburger Phönix-Hallen, einer sechstausend Quadratmeter großen ehemaligen Gummifabrik, wo er seine seit 1994 angehäufte Sammlung seit 2001 beherbergt und seit 2008 in Wechselausstellungen zeigt, gehören Raymond Pettibon, Atrid Klein, Jonathan Meese, Bjarne Melgaard genauso zum Bestand wie Monica Bonvicini, Paul McCarthy, Martin Kippenberger oder Hanne Darboven.

"Als Sammler setze ich fernab aller aktuellen Parolen und Bekenntnisse auf die kontinuierliche Arbeit der Programmgalerien", schrieb Falckenberg einmal in einem Monopol-Text, in dem er seine Abneigung gegen Auktionen zeitgenössischer Kunst, gegen anonyme Spekulanten und Finanzjongleure zum Ausdruck brachte. Dass es Falckenberg um mehr geht, erkennt man an seinen publizistischen Ambitionen: Er hat nicht nur ein ästhetisches Faible für schräg-groteske und gern kraftstrotzend dionysische Berserkerkunst, er schreibt auch über sie. Und das tiefgründiger als mancher Kritiker. Dazu besitzt er noch den Verlag Philo Fine Arts und prägt mit dessen "Fundus"-Reihe, in der renommierte Geisteswissenschaftler und Kunsthistorker veröffentlichen, zum Kunstdiskurs in Deutschland bei.

Ein Mann mit vielen Talenten

Auch wenn er sich für starke Künstlerpersönlichkeiten interessiert und selbst meinungsstark auftritt, versteht Falckenberg sich nicht als Einzelkämpfer. Immer wieder lud er in seine Räumen andere Sammlerinnen und Sammler ein, Helga de Alvear etwa oder die Haubroks. Seit 1999 ist er Vorsitzender des Hamburger Kunstvereins. Und auch den Deal, den er 2011 mit seiner Geburtsstadt gemacht hat, zeugt von einer öffentlichen Verantwortung: Seine über 2200 Werke umfassende Sammlung von Kunst ab den 1980er-Jahren wird als Dauerleihgabe genauso wie die Phoenix-Hallen bis mindestens 2032 von den Deichtorhallen bespielt und verwaltet. Seit Mai ist der Eintritt in das Ausstellungshaus an jedem Wochenende kostenfrei.

Harald Falckenberg, der am Donnerstag 80 Jahre alt wird, ist also als Unternehmer, Jurist, Erfinder, Sammler, Mäzen, Essayist und Verleger ein Mann mit vielen Talenten. Seine Heimatstadt hat ihm viel zu verdanken, und auch der deutsche Kunstbetrieb.