Das Geheimnis seines Erfolges? - "Immer auf Augenhöhe miteinander umgehen. Das schafft Vertrauen, dann können Sie alles machen", sagt Fotografenlegende F. C. Gundlach. Ob Romy Schneider, Cary Grant, Zarah Leander oder Hildegard Knef: Er hat sie alle vor seine Kamera bekommen. "Jedes Porträt ist ein Dialog. Wenn man zusammenfindet, ist es wunderbar", erklärt der Fotograf, Sammler und Kurator, der am Samstag (16.7.) seinen 90. Geburtstag feiert. Zu seinem Geburtstag zeigt die Contemporary Fine Arts Gallery in Berlin die Ausstellung "90 Jahre 90 Fotos" - mit Werken, die der Hamburger selbst in seine persönliche "Best Of"-Auswahl aufgenommen hat (siehe Bildstrecke).
Berühmt wurde Gundlach mit seiner Modefotografie. Mit technischer Finesse und Inszenierungskunst setzte er die Mode auf seinen Bildern gekonnt in Szene und wurde zu einem der bedeutendsten Fashion-Fotografen der deutschen Nachkriegszeit.
"Ich war ein Märchenerzähler. Ich wusste genau, die Frauen können sich die Mode nicht leisten, aber sie können davon träumen", erinnert sich der Grandseigneur im dunkelblauen Anzug mit Goldknöpfen, passender Weste und Halstuch. Zu sehen sind Modefotografien aus dem Berlin der 1950er Jahre und den Haute-Couture-Schauen der Pariser Modehäuser bis hin zu den Trends der 60er.
Daneben stehen Fotografien, die sich als Sinnbilder des jeweiligen Zeitgeistes begreifen lassen: Vom ersten 911er Porsche des Fotografen am Strand von Fanø bis zu Künstlerporträts von Martin Kippenberger oder Romy Schneider. Die "Sissi"-Darstellerin, damals unglücklich über ihr zuckersüßes Image, hat Gundlach besonders beeindruckt.
Sie fuhren in sein Atelier, um Aufnahmen zu machen: "Da waren nur mein Assistent, sie und ich - Aus", erinnert er sich. Durch die intime, sehr persönliche Atmosphäre ohne Friseurin und ohne Stylistin habe sie sich geöffnet. "Sie war nicht mehr Romy Schneider, sondern Rosemarie Albach. In den Porträts, die ich damals von ihr gemacht habe, wird ihr tragisches Schicksal schon sichtbar."
Vertraulich ging es auch bei einer Verabredung mit Hollywood-Star Cary Grant in Berlin zu. "Wir hatten nur zwei Stunden und er musste noch eine Handtasche kaufen. Ich kannte mich aus, schlug vor, ihn zu begleiten." Also gingen die beiden zunächst auf dem Ku'damm shoppen, bevor der Fotograf den legendären Schauspieler ganz lässig auf dem Parkplatz des Kempinski-Hotels ablichtete.
Bereits als kleines Kind entdeckte der in Heinebach (Hessen) geborene Franz Christian Gundlach seine Leidenschaft für Fotografie. "Mein Onkel hatte eine Dunkelkammer, das war für mich ein Mirakel." Im Alter von zehn Jahren schenkte ihm jener Onkel "die berühmte Black Box", eine einfache Agfa Box für fünf Mark.
Mit 19 Jahren wollte er unbedingt eine Ausbildung an einer privaten Fotoschule in Kassel beginnen. "Der Schulleiter wollte mich rausschmeißen. Doch dann gelang mir ein gutes Bild, und ich durfte bleiben." Anfang der 50er Jahre zog es den jungen Mann nach Paris, wo ihn die Existenzialisten-Szene beeindruckte. Später jettete er als Hausfotograf der Lufthansa um die Welt.
Ende der 60er gründete Gundlach in einem Bunker auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg das Unternehmen "Professional Photo Service" (PPS), das Labore und Studios betrieb. Später eröffnete er die "PPS Galerie F.C. Gundlach", die erste reine Fotogalerie in Deutschland - der Grundstein für seine Karriere als Sammler war gelegt.
Ende der 80er Jahre legte der Fotograf die Kamera aus der Hand. Heute organisiert er Ausstellungen, 1999 hob er die Triennale der Photographie Hamburg aus der Taufe.
Um sein Lebenswerk und seine umfangreiche Fotosammlung "Das Bild des Menschen in der Fotografie" auf Dauer zu sichern, gründete er im Jahr 2000 die Stiftung F. C. Gundlach. Mit seiner Berufung zum Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in den Deichtorhallen ging für ihn "ein Traum in Erfüllung". Dort wird es ihm zu Ehren am Geburtstag einen Brunch für geladene Gäste geben.