Im Berliner Projektraum Flutgraben wurde am Wochenende der unabhängige Berlin Art Prize vergeben. Drei Kunstschaffende wurden mit einem Preisgeld, einer Residency in Neapel und einer vom französischen Künstler Saâdane Afif gestalteten Trophäe ausgezeichnet. Ausgewählt wurden die Gewinner des der Berlin Art Prize von den Künstlerinnen Julieta Aranda, Käthe Kruse und Henrike Naumann, der Kritikerin Laurie Rojas und dem Kunstwerke-Kurator Kurator Krist Gruijthuijsen. Zuvor hatte die Jury die Nominierten in einem anonymisierten Auswahlverfahren bestimmt. Der Preis versteht sich als Auszeichnung jenseits der Ökonomie der Kunstwelt und ist unabhängig von Bildungsweg und Werdegang offen für alle in Berlin ansässigen Bewerber.
Agnes Scherers Installation "The Very Hungry" überzeugte die Jury als rational und doch transformativ und provozierte Aussagen wie "in der Künstlerin brennt ein Feuer." Ihre szenische Inszenierung im Kunstraum Horse & Pony beschäftigt sich mit der historischen Figur Marie Antoinette und dem Mythos um ihre Person und ihren Tod.
Esteban Rivera Ariza untersucht in vier Videoarbeiten behutsam und liebevoll den Umgang seiner Protagonisten mit dem Tod. Eines davon entstand in Zusammenarbeit mit dem Sohn des Künstlers, gezeigt wird es in einem Kindersarg, der rot pulsierendes Licht verströmt. Beeindruckt zeigte sich die Jury sowohl von Arizas Liebe zum Detail als auch von der Menschlichkeit seiner Praxis.
Handarbeit und Transzendenz
Die detailreiche Installation "Goods & Services" der dritten Gewinnerin Ada Van Hoorebeke beschäftigt sich mit der weiblich geprägten Praxis der Textilverarbeitung zwischen Handarbeit und Massenproduktion, Rollenkorsetts und Emanzipation. Jeder flüchtig aussehende Pinselstrich und jeder scheinbar beiläufig drapierte Stoff ist Teil einer punktgenau präzisen Setzung, welche die Jury sofort überzeugte.
Lobend erwähnt wurde zudem der Beitrag "WHY ARE WE MAD?" von Wieland Schönfelder, der durch Skulpturen und ein animiertes Video Einblick in eine von Chrom-Cowboys bevölkerte Welt aus Totschlag, Transzendenz und Country-Tanzeinlagen gewährt.
Im sechsten Bestehensjahr des Preises werden die Nominierten statt wie bislang in einer Gruppenausstellung erstmalig im Rahmen von sechs Einzelausstellungen in Berliner Projekträumen vorgestellt. So soll Aufmerksamkeit auf Orte gelenkt werden, die junger freier Kunst eine Plattform bieten. Die Ausstellungen bei Ashley, Display, Flutgraben e.V., Gr_und,Horse & Pony, Kinderhook & Caracas, Kreuzberg Pavillon, SMAC, The Institute for Endotic Research und Very laufen noch bis zum 27. September.