"Alles muss raus!", "Reduziert", "Jetzt – oder nie!" – die Schaufenster der Efremidis-Galerie am Berliner Ernst-Reuter-Platz wirken mit Plakaten wie die eines Matratzenladen. Hinter den Fenstern sieht es gediegener aus, fast wohnlich: ein Stehlampe, Stühle, ein Tisch, ein Bett und Kunst an den Wänden. Es ist die Ausstellung von Gerry Bibby, Marte Eknæs und Emanuel Rossetti, die man zurzeit wegen des Lockdowns nur von außen sehen kann.
Erst beim zweiten Blick fällt auf, dass die Möbel alle seltsam kurzbeinig dastehen. Das ist der Beitrag von Gerry Bibby: Der 1977 in Melbourne geborene und in Berlin lebende Künstler hat bei Ebay Möbelstücke gekauft, manipuliert und ausgestellt. Jetzt hat er die Objekte mit den gekürzten Beinen wieder auf Ebay eingestellt. Noch bis Sonntagmittag können sie ersteigert werden – bei lächerlich geringen Startpreisen.
Als Kunstwerke will der Künstler die Objekte nicht verstanden wissen. So wird es keine Zertifikate dafür geben. Stattdessen soll die ganze Aktion – vom Ankauf bis zur Abholung durch die Käuferinnen und Käufer am Sonntag als Teil der zweiten Ausgabe von "Sunday Open – Lights on" – als Performance gelten. Sie handelt vom Kreislauf der Dinge und von der Wertschöpfung kreativer Tätigkeit, von der Art, wie Eingriffe der Kunst die Perspektive der Realität verändert (aus einem tiefergelegten Sessel sieht man die Welt anders) – was in dieser Zeit aufgezwungenen Stillstands der Kulturszene die genau richtigen Fragen aufwirft.