Die Kuratoren des Garage Museum in Moskau sind weit gereist, um die meistversprechende Kunst des Landes für die erste Moskauer Triennale zu entdecken. Dazu zählt zum Beispiel die Installation von Ilgizar Khasanov aus Kasan über eine säuberlich getrennte materielle Kultur des Männlichen, des Weiblichen und des Roten in der UdSSR der Nachkriegszeit. Khasanov gehört, wie Dmitri Prigow oder Andrei Monastyrski, zu jenen, die im ganzen Land Generationen von Künstlern inspiriert haben. Dazu zählt der wiederentdeckte Pavel Aksenov, eine legendäre Figur der Perestroika-Zeit, der in den 90er-Jahren nach Europa ging und vom Radar der russischen Kunst verschwand. Die Kuratoren fanden ihn unerwartet in seiner Geburtsstadt Ischewsk wieder, wo er aktiv den Aufbau einer jungen Kunstszene betreibt.
Sieben Kapitel bilden die Struktur für vielfältige Kunstpraktiken – "Persönliche Mythologien", "Lokale Kunstgeschichten", "Ortstreue" und "Morphologie der Straßen" zeigen überraschend starke Arbeiten aus Gegenden, wo es teilweise kaum eine kulturelle Infrastruktur gibt. Aslan Gaisumovs minimalistische Installation besteht aus übrig gebliebenen Hausnummern, die er in seiner Heimatstadt Grosny nach den Kriegen der 90er-Jahre gefunden hat.
Das stärkste Kapitel ist "Kunst der Aktion" mit einem Überblick der feministischen Praktiken von Gruppen wie Nadenka und Urbanfeminism. Hier wird das Thema häusliche Gewalt bearbeitet, auf Alltagsgegenstände gestickt oder in Workshops zum Überleben in der Stadt angegangen. Die meisten Künstler sind bereits etabliert, es gibt wenige Neuentdeckungen wie den aus Tscheljabinsk stammenden Nikolai Panafidin.
Die russische Kunst der letzten fünf Jahre schwankte zwischen Experimentieren und nostalgischer Suche. Die Ausstellung schließt eine klaffende Lücke und wird durch eine Homepage mit allen Künstlerportfolios aus der Recherche vervollständigt. Bis zur nächsten Triennale wird die junge Kunst des unermesslichen Russland dort nach und nach inventarisiert.
Das wichtigste Ziel ist mit dieser Triennale erfüllt worden – es ist eine Ausstellung in Russland über Russland, nicht ein Blick des Moskauer Kunstestablishments auf die Regionen.